Bitcoin wird Weltreservewährung – Eine Szenarioanalyse

Bitcoin wird Weltreservewährung – Welche Vorteile ergeben sich bei einem frühzeitigen Einsteigen eines Unternehmens und welche Nachteile können bei einem verspäteten Einstieg erwartet werden – Eine Szenarioanalyse

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Ein Artikel von Mattias Malki, Lektorat von JuniormindLeo Mattes, und Silberfuchs


Bevor wir starten möchte ich betonen, dass keiner die Zukunft mit Gewissheit vorhersehen kann – schon allein nicht, weil die Zukunft durch die tagtäglichen Entscheidungen von mittlerweile 7,9 Milliarden Menschen beeinflusst, geformt und schlussendlich geschrieben wird. Jede noch so kleine Entscheidung kann als fallender Tropfen, der in den Ozean der Entscheidungen eintaucht, begriffen werden. Beim Eintauchen vermag diese Entscheidung Wellen auszulösen, welche sich über Raum und Zeit ausbreiten, um dann an anderer Stelle einen Tsunami an weiteren individuellen Entscheidungen hervorzurufen. Sätze wie „Wir schaffen das!“ können ganze Nationen für einen kurzen Moment in Euphorie versetzen und gleichzeitig am anderen Ende der Welt Tausende von Menschen dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen.

Der Ausgang der Zukunft ist ungewiss – jedes Unternehmen, welches Entscheidungen auf Basis von Expertenmeinungen getroffen, und dabei Millionen an Euro in den Sand gesetzt hat, musste dies am eigenen Leibe erfahren. Viele Experten schwören auf den Untergang von Bitcoin und das bereits seit Jahren. Genauso wie Experten auf den Untergang des Internets vor mittlerweile 20 Jahren gewettet haben. Beides ist und wird aus meiner Sicht nicht eintreten.

Viele Leute stempeln elektronische Währungen automatisch als verlorene Sache ab, weil all die Unternehmen, die es versucht haben, seit den 1990er Jahren gescheitert sind. Ich hoffe, es ist offensichtlich, dass nur die zentral gesteuerte Natur dieser Systeme sie zum Scheitern verurteilt hat. Ich denke, dies ist das erste Mal, dass wir ein dezentrales, nicht auf Vertrauen aufgebautes System ausprobieren.“

Satoshi Nakamoto (Pseudonyms des Bitcoin Erfinders)

Menschen, die sich tiefergehender mit Bitcoin auseinandersetzen, sind sich der Fehleranfälligkeit des menschlichen Handelns und Denkens bewusst. Nicht umsonst ist ein wichtiges Mantra „Don´t trust, verify“. Ein Mantra, welches als eines der Grundprinzipien im Bitcoin-Netzwerk implementiert wurde. In diesem Sinne kann ich nur jedem empfehlen, nicht zu glauben, sondern selbst kritisch zu prüfen.

In diesem Artikel soll es um keine Zukunftsprognose und auch nicht um Fragen zum Energieverbauch,Kriminalität, Einsatz von Quantencomputern, Blasenbildung, Volatilität oder anderweitige „Bedenken“ gegenüber Bitcoin gehen. Hierzu gibt es genug gute Artikel, die diese Fragestellungen sowohl auf der Pro- als auch auf der Contraseite aufgreifen. Die Analyse bezieht sich auf die Implikationen für ein etabliertes Industrieunternehmen in einem Szenario, in dem Bitcoin Weltreservewährung ist, so wie es einst Gold war. Wir gehen in diesem Artikel von folgendem hypothetischen Szenario aus:

Von einer Schwarzmarktwährung über einen spekulativen Vermögenswert zu einer Weltwährung. Bitcoin ist zur Handelswährung für internationale Geschäftstransaktionen aufgestiegen, weil das Vertrauen in Zentralbankwährungen dramatisch gefallen ist. Die meisten Ölverkäufe werden nun in Bitcoin abgewickelt. Traditionelle Player wie Staaten oder Finanzinstitute haben ihre ökonomische Macht verloren. Die Machtverteilung in der Welt ist dezentraler geworden.

Hypothetisches Szenario

Bitcoin als Basistechnologie

Geld ist eine der wohl wichtigsten Erfindungen der menschlichen Geschichte zur Koordination menschlichen Handels über größere Gesellschaften. Seit Jahrhunderten nutzen Menschen Geld zum effizienten Austausch von Gütern und Dienstleistungen, zur Aufbewahrung von Wert über Raum und Zeit und als Recheneinheit für die Bepreisung von Gütern und Dienstleistungen. Dabei haben wir in der Vergangenheit schon viele unterschiedliche Formen von Geld, die sich spontan am freien Markt und nicht durch eine Autorität gebildet haben, kommen und gehen sehen. Bessere Geldformen verdrängen dabei schlechtere Geldformen, sowie das Edelmetall Gold Muscheln und Perlen vor Jahrtausenden verdrängt hatte. Gutes Geld ist langlebig, mobil, fungibel, überprüfbar, zerteilbar, selten, zensurresistent und hat eine etablierte Geschichte. Bitcoin schlägt unsere heutigen rein staatsgestützen Währungen, sogenannte Fiat-Währungen, in allen Kategorien außer in der letztgenannten. Dabei ist unser heutiges Fiat-Währungssystem auch gerade erst 50 Jahre alt geworden.

Nur wenige andere menschliche Erfindungen sind so omnipräsent und haben so einen großen Einfluss auf unser tägliches Leben wie Geld. Zu diesen sogenannten Basistechnologien gehören neben Geld beispielsweise auch die Eisenbahn, Frachtcontainer, das Internet oder Elektrizität. Basistechnologien haben die faszinierende Eigenschaft unsere Art zu wirtschaften und zu handeln grundlegend zu ändern. Um diese Basistechnologien herum entsteht mit unglaublicher Geschwindigkeit ein Ökosystem an Dienstleistungen und Produkten, wie wir es bereits in der neueren Zeit beim Internet und aktuell bei Bitcoin erleben. Diese Technologien haben mit Entscheidungen einzelner begonnen, welche sich über Raum und Zeit ausdehnen und unsere Leben in vielerlei Hinsicht verändern. 

Ich habe ein neues Open-Source-P2P-E-Cash-System namens Bitcoin entwickelt. Es ist vollständig dezentralisiert, ohne zentralen Server oder zentrale Drittparteien, da alles auf kryptographischen Beweisen statt auf Vertrauen basiert.

Satoshi Nakamoto (Pseudonyms des Bitcoin Erfinders)

Rasante Ausbreitung

Zurzeit besitzt nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung Bitcoin. Schätzungen unterschiedlicher Bitcoin-Blockchain-Analyseseiten gehen von etwa 1 bis 2% aus. Vergleicht man dies mit dem Zeitpunkt als eine weitere dezentrale Basistechnologie, das Internet, eine Adaptionsrate von 1 bis 2% erreichte, würden wir uns nun im Jahr 1997 befinden. Wir alle wissen, wie die Story des Internets in den letzten 24 Jahren verlief. Mittlerweile haben mehr als 50% der Weltbevölkerung Zugriff auf das Internet. In den Industriestaaten, in denen fast jeder Zugang zum Internet hat, hat sich das Leben grundsätzlich gewandelt. Kaum einer bestellt nicht in irgendeiner Weise Produkte oder bucht Dienstleistungen im Internet. Das Besondere ist, dass Bitcoin die Adaptionsrate von 1 bis 2% nach nur etwa 12 Jahren nach seiner Entstehung erreicht hatte. Zum Vergleich – Das Internet war 1997 bereits 28 Jahre alt. Bitcoin ist zwar noch in seinen Kinderschuhen, aber die ersten börsennotierten Unternehmen, wie etwa Tesla (aktueller Bitcoinbesitz 48.000) und MicroStrategy (aktueller Bitcoinbesitz 105.085), legen größere Summen ihrer Reserven in Bitcoin an. El Salvador wird Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel legitimieren und andere Staaten diskutieren bereits, diesem Vorbild zu folgen. Dies wäre vor einigen Monaten noch unvorstellbar gewesen. In diesem Artikel wollen wir zwar keine Zukunftsprognose wagen, jedoch anhand der genannten Punkte aufzeigen, in welcher Geschwindigkeit sich eine Basistechnologie verbreitet, um dann schlussendlich omnipräsent in unserem Lebensalltag zu sein. Eine solche grundlegende Technologie kann, wie wir am Beispiel des Internets gesehen haben, bereits nach 50 Jahren alle Facetten des Lebens durchdringen.

Abbildung 1: Folgt Bitcoin dem typischen S-Kurven Muster bei der Adoption von Technologien, dann stehen wir jetzt noch ganz am Anfang.

Vorteile bei einer frühzeitigen Adaption von Bitcoin

Welche Vorteile ergeben sich also für ein Industrieunternehmen bei der frühzeitigen Adaption von Bitcoin in einem Szenario, in dem Bitcoin Weltreservewährung werden wird?

1. Kaufkraftzuwachs & Inflationsschutz:

Durch das Halten und Akkumulieren von Bitcoin als Treasury-Währung profitiert das Unternehmen durch eine zunehmende Kaufkraft.In einer Welt, in der Bitcoin in der Breite als Geldmittel genutzt wird, werden alle anderen Währungen gegenüber Bitcoin an Wert verlieren (Der „Wechselkurs“ ändert sich zugunsten von Bitcoin). Wenn man heute einen Bitcoin für 40.000 € bekommt, könnten es in Zukunft mehrere Millionen an Euro sein, um einen Bitcoin zu kaufen (wenn es den Euro dann überhaupt noch gibt, denn historisch überleben rein staatlich gestützte Währungen, sogenannte Fiat-Währungen, durchschnittlich nur etwa 27 Jahre). Unrealistisch? Betrachtet man die Entwicklung von Bitcoin im letzten Jahrzehnt, dann haben staatlich ausgegebene Währungen gegenüber Bitcoin bereits deutlich an Kaufkraft verloren. Beobachtbar ist dieser Prozess auch in Staaten, in denen Menschen den Kaufkraftverlust ihrer heimischen Währungen erkennen, unter anderem ausgelöst durch die steigende Zunahme der Geldmenge, und deshalb Zuflucht in anderen, stabileren Währungen wie beispielsweise dem US-Dollar suchen. Aktuelle Beispiele sind Argentinien, Libanon oder Venezuela. Wer ein Beispiel benötigt, welches geographisch näher gelegen ist, kann die Geschichtsbücher aufschlagen und sich die Zeit der Hyperinflation in der Weimarer Republik anschauen.

Abbildung 2: Die Geldmenge von Bitcoin ist auf 21 Millionen fixiert, während sich die Geldmenge an Dollar von 280 Mrd. (1959) auf 20390 Mrd. (2021) versiebzigfacht hat – Ende offen.

2. Know-how-Aufbau & Talentakquirierung:

In einer Welt, in der Bitcoin andere Währungen abgelöst hat, wird es zwangsläufig hohen Bedarf an Fachkräften geben, die sich in dieser neuartigen Währungsform auskennen. Durch frühzeitiges Einsteigen kann bereits intern Know-how in den Abteilungen aufgebaut werden. Des Weiteren warten aufgeschlossene Ingenieure, Banker, Informatiker und Ökonomen, die sich zum Thema Bitcoin fortgebildet haben, darauf, dass Unternehmen Bitcoin adaptieren und ihr Know-how benötigen. Als Early Adopter können Unternehmen für vergleichsweise wenig Geld die qualifiziertesten Fachkräfte engagieren, um die notwendige Infrastruktur für einen Systemwechsel aufzubauen.

3. Marketing:

Zum jetzigen Zeitpunkt haben sich vor allem Unternehmen aus der Finanzbranche oder aus der Techindustrie dazu bekannt, Bitcoin zu nutzen. Dies ist nicht verwunderlich, da Bitcoin als programmiertes Geld sowohl technik- als auch finanzaffine Wirtschaftsakteure anzieht. Diese Unternehmen könnten von einer ausgiebigen Berichterstattung über sich profitieren. Welche Reputation-Effekte können Unternehmen außerhalb dieser Branchen erwarten, wenn sie sich dazu entscheiden, in Bitcoin zu investieren, Services rund um Bitcoin anzubieten oder ihre Mitarbeiter wahlweise wenigstens teilweise in Bitcoin zu bezahlen? Das weltweite Medienecho wäre groß. Von Amerika bis Asien. Im Fernseher, im Internet und in den Zeitungen. Mehr virales Marketing geht nicht. Die Visibilität bei potenziellen Kunden, Partnern und Mitarbeitern steigt enorm.

Abbildung 3: Eine Vervierfachung der Suchergebnisse nach MicroStrategy weltweit in der Spitze nachdem die Berichterstattung über die Investments in Bitcoin zugenommen haben. Auch El Salvador konnte von einem Anstieg an Medienberichten über sich profitieren.

4. Erkundung neuer Geschäftsmodelle & Aufbau eines innovativen Ökosystems:

Durch Experimentieren können neue Geschäftsmodelle auf Basis einer Basistechnologie entwickelt werden. Des Weiteren konzentriert sich um die Early Adopter ein hochinnovatives Ökosystem, wie beispielsweise bei den Internetunternehmen Google, Microsoft oder Amazon. Welche Innovationen aufbauend auf Bitcoin entwickelt werden, ist heute nur partiell absehbar – von Finanzdienstleistungen über Software- und Energietechnik bis zur Sicherheitstechnik ist alles vorstellbar. Welche neuartigen Entdeckungen das adaptierende Unternehmen auf seiner Reise machen wird, bleibt daher offen.

5. Mitgestaltung von Recht, Compliance & Standards:

Zurzeit ist die Anzahl der börsengelisteten Unternehmen, die Bitcoin in ihren Büchern halten, überschaubar – 27 Unternehmen davon 18 in Nordamerika. Unternehmen, die frühzeitig einsteigen, können zwar mit politischem und rechtlichem Gegenwind rechnen, haben allerdings die Möglichkeit bei der Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Aufbewahrung, Besteuerung & Zahlungsmodalitäten Standards zu setzen. In einer Welt, in der sich Bitcoin durchgesetzt hat, haben diese Unternehmen einen Vorsprung, da bereits juristisches und buchhalterisches Know-how aufgebaut wurde.

6. Reduzierung der Transaktions- und Bankgebühren bei gleichzeitiger Erhöhung der Transaktionsgeschwindigkeit: 

Bitcoin-Transaktionen können auf der Blockchain, sogenannten On-Chain Transaktionen, oder eben außerhalb der Blockchain, sogenannte Off-Chain Transaktionen, getätigt werden. Im Bitcoin-Netzwerk sind On-Chain Transaktionen auf Dezentralität und Sicherheit optimiert, sodass nur eine begrenzte Anzahl von Transaktionen, an welche hohe Sicherheitsanforderungen gestellt werden, gleichzeitig verarbeitet werden können. Steigt die Zahl dieser Transaktionen, steigen auch die On-Chain Gebühren für das tätigen einer sicheren Zahlung. Off-Chain Transaktionen hingegen, welche auf einer sog. Second Layer Technologien wie beispielsweise dem Open-Source Lightning-Netzwerk verarbeitet werden, sind hingegen auf Skalierbarkeit ausgerichtet. Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk haben eine geringe Transaktionsgebühr, sofern Sie mit auf Bitcoin aufbauenden Off-Chain-Technologien getätigt werden. Dabei sind die Gebühren unabhängig von der geographischen Lage der Gegenpartei. Überweisungen werden blitzschnell über das Lightning Netzwerk auch bei internationalen Überweisungen getätigt und können wie etwa beim Anbieter Strike, welcher auch bei der Adaption von Bitcoin als Zahlungsmittel in El Salvador unterstützt, bei Bedarf ohne den direkten Kontakt mit Bitcoin von einer Währung in die andere umgetauscht werden. Als dezentrale Lösung kann auf die Gebühr von Drittparteien verzichtet werden. Das Unternehmen kann nach eigenem Ermessen länderübergreifend unabhängig von lokalen Banken agieren. Die Treasury-Abteilung kann die Verwahrung und Bereitstellung von Liquidität in Regionen mit hohen Inflationsraten selbst aussteuern. Bitcoin kennt keine Grenzen und macht keine geographischen Unterschiede.

Welche Nachteile entstehen, wenn zu lange abgewartet wird?

Doch was sind die Nachteile, wenn ein Unternehmen nicht auf Bitcoin setzt, in einer Welt, in der Bitcoin zur führenden Währung aufgestiegen ist. Das hängt vom Ablauf der Transformation ab. Haben wir eine allmähliche Verdrängung von staatsgestützten Währungen, werden Unternehmen eine gewisse Zeit haben, sich an das neuartige System anzupassen. Gehen wir von einem abrupten Systemwechsel aus, welcher durch eine vorhergehende Währungs- oder Wirtschaftskrise hervorgerufen werden kann, können unter anderem folgende Nachteile genannt werden:

1. Kaufkraftverlust:

Preise werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Eine sogenannte Preisinflation tritt kurz- oder mittelfristig auf, wenn sich das Güterangebot reduziert oder sich die Güternachfrage erhöht. Dadurch verringert sich die Kaufkraft allerdings nur temporär, da die Marktmechanismen Ressourcen zur Erhöhung der Gütermenge (und damit zur Reduktion der Preisinflation) allokieren. Dagegen entsteht bleibender Kaufkraftverlust immer durch die Inflationierung der Währung (sog. Geldmengenausweitung). Neu geschaffenes Geld auf der Bilanz der Zentralbank wird an Staaten oder neuerdings auch zum Teil an Unternehmen gegen Schuldtitel verteilt, welche diese eventuell nicht zurückzahlen können oder brauchen werden. Dieses neu geschaffene Geld trifft auf dieselbe Menge an Gütern – das Preisniveau steigt. Einen Effekt, welcher z.B. auf dem Aktien- und Immobilienmarkt beobachten werden kann. Eine moderate Inflation, so die Meinung vieler Volkswirtschaftler, sei gut, da sie Konsum und Investitionen ankurbelt. In einem Niedrigzinsumfeld gepaart mit “moderater” Inflation gibt es kein Entrinnen vor Kaufkraftverlusten, außer der Flucht in riskante Sach- und Finanzanlagen oder hedonistischem Konsum. Inflation gerät leicht außer Kontrolle, wenn die Bevölkerung das Vertrauen in die Wertstabilität der Währung verliert und ihr Kapital in Sachwerte oder stabileren Währungen anlegt. In einer Welt in der Bitcoin Weltreservewährung ist, ist Bitcoin die stabilste Währung, da die Gesamtmenge an Bitcoin nicht ausgeweitet werden kann. Die Early Adopters sehen ihre Kaufkraft steigen, während die Nachzügler mit Koffern voller „wertlosem Papier“ dem den Bahnhof bereits verlassenden Zug nachlaufen müssen. Besonders Unternehmen mit hohen Cashreserven wird dieser Wertverfall hart treffen.

Das Grundproblem bei konventioneller Währung ist all das Vertrauen, das erforderlich ist, damit sie funktioniert. Man muss der Zentralbank vertrauen, dass sie die Währung nicht entwertet, aber die Geschichte der Fiat-Währungen ist voll von Vertrauensbrüchen.

Satoshi Nakamoto (Pseudonyms des Bitcoin Erfinders)
Abbildung 4: Am 19. November 1923 kostete ein Kilogramm Roggenbrot 233 Mrd. Mark zur Zeit der Hyperinflation in der Weimarer Republik

2. Potentieller Wettbewerbsnachteil und unvorbereitete Infrastruktur: 

Unternehmen, die frühzeitig mit der Technologie experimentieren, können den zeitlichen Vorteil nutzen, um Know-how aufzubauen und die IT-Infrastruktur vorzubereiten. Bei einem abrupten Wechsel auf die neuartige Technologie muss die Transformation unter Druck geschehen. Dabei müssen die IT-Abteilung, Buchhaltung, Rechts- und Vertriebsabteilung ihre Prozesse gleichzeitig ändern. Problem: Das Know-how ist nicht im Unternehmen vorhanden und dieses am Markt einzukaufen, wird nicht billig sein, weil es gerade dann alle gleichzeitig benötigen werden. Des Weiteren haben bis dahin Konkurrenten neuartige Produkte rund um die neue Basistechnologie entwickelt, welches ein bedeutender Wettbewerbsnachteil für die Nachzügler darstellt.

Was nun? – Eine Empfehlung

Bitcoin ist die am schnellsten wachsende Technologie und der am schnellsten wachsende Vermögenswert unseres Jahrhunderts. Bitcoin wächst schneller als es das Internet tat. Bitcoin hat heute 100 bis 200 Millionen Nutzer mit einer Projektion für das Jahr 2025 von etwa einer Milliarden Nutzern. Zum Vergleich: Das Internet erreichte etwa 1997 die Nutzerzahl von 130 Millionen. Etwa 8 Jahre später im Jahr 2005 waren es dann eine Milliarde. Bitcoin wird dies voraussichtlich in der Hälfte der Zeit schaffen.

Abbildung 5: Adaption des Internets und Bitcoins bis zur Marke von 1 Millarden Nutzern

Bitcoin zu ignorieren, wäre arrogant. Genauso wie es im Nachgang arrogant war, das Internet, den Farbfernseher oder die Erfindung des Autos zu ignorieren. Unternehmen, die sich als innovativ positionieren wollen, haben heute eine einmalige Chance, in einem sehr frühen Stadium zu experimentieren, Know-how aufzubauen, Talente anzuziehen und kostengünstiges und effektives Marketing zu betreiben. 

Jedoch muss nicht jedes Unternehmen eine All-In Strategie fahren, wie das börsennotierte Unternehmen MicroStrategy dies tut. Bitcoin kann als Portfoliodiversifizierung genutzt werden, um sich gegen die genannten Gefahren zu schützen und die aufgezeigten Chancen auszuloten. „Get Off From Zero“ ist hier die Devise. Das macht das Unternehmen handlungsfähig und es kann bei Bedarf seine Strategie mit steigendem Erfahrungsgewinn adjustieren.

Ein Brief von einem Industriellen an Industrielle

Zum Schluss möchte ich einen Abschnitt aus dem Aktionärsbrief des Inhabers der norwegischen Industriegruppe Aker ASA teilen. Der Text spricht für sich:

Aker ist Teil des industriellen Establishments. Als jemand, der seine Karriere im Maschinenraum alter Fischkutter vor der Küste Norwegens und später in der Beringsee in den USA begonnen hat, bin ich unheimlich stolz auf das, was aus Aker geworden ist, einschließlich der neu gegründeten Industriepartnerschaften, die wir kürzlich bekannt gegeben haben. Aber alle großen Unternehmen haben eines gemeinsam: Sie waren einmal klein. Und viele große Unternehmen sind Opfer ihres eigenen Erfolges und enden klein oder in der Versenkung. Ich werde alles tun, damit Aker neugierig und innovativ bleibt und mit der Zeit gehen kann.

Nach vierzig Jahren im Geschäft habe ich gelernt, dass man immer ein Auge auf neue Möglichkeiten und Entwicklungen am Horizont haben muss. Seetee markiert diesen Horizont. Es positioniert sich in der Mitte einer Branche, die die nächsten Jahrzehnte prägen könnte, ähnlich wie es das Internet seit den frühen 1990er Jahren getan hat. Seetee ist eine offene Einladung, den Status Quo zu hinterfragen. Jeden Tag wie ein Jungunternehmer zu handeln.

Die Entscheidung von Aker, über Seetee in Bitcoin einzusteigen, ist das Ergebnis einer langen und grundlegenden Diskussion über Wert. Ich habe seit letztem Sommer eine Druckbetankung durchgeführt. Während dieser Brief meine Art ist, meine Gedanken zu diesem Thema auszudrücken, stammen meine Einsichten größtenteils aus dem Lesen von Artikeln und Büchern, dem Hören von Podcasts und dem Anschauen von Videos, sowie aus Gesprächen mit Menschen um mich herum.

Was ist also Risiko? Es ist alles relativ.

Im Jahr 2018 begann der Twitter-Hashtag #GetOffZero zu kursieren. Das Hauptargument: Es könnte unverantwortlich sein, angesichts der asymmetrischen Renditeeigenschaften kein gewisses Engagement in Bitcoin einzugehen. Selbst wenn man die zugrundeliegenden Cypherpunk- und libertären Ideale nicht versteht, was ich sehr interessant finde, muss man die potenziellen Diversifikationsvorteile von Bitcoin in Betracht ziehen: „Notfallversicherung” in den Worten von Chamath Palihapitiya von Social Capital.

Ich habe diese Geschichte schon einmal erzählt. In der University Street in Seattle hatte Victor Rosselini sein Flagship-Restaurant, das 410. Mein Mentor, Bob Breskovitch, lud mich dorthin ein, um mit fünf katholischen Priestern über das Thema Sterbehilfe zu diskutieren. Sie lehrten mich die Wichtigkeit des Hinterfragens. Die eigenen Annahmen zu hinterfragen, anderen zuzuhören, statt die eigene Position zu vertreten, objektiv zu analysieren, bevor man sich entscheidet.

In dem Sinne lade ich alle Industrieunternehmen ein, kritisch zu hinterfragen, objektiv zu analysieren, zu diskutieren und schlussendlich mit ihren individuellen Entscheidungen, den Ozean der Entscheidungen in Schwingung zu versetzen. Vielleicht bildet sich eine Welle, die am anderen Ende der Raumzeit einen Tsunami auslöst, sowie es schon hunderte Male passiert ist und weitere hundert Mal geschehen wird.

Don´t Trust, Verify


Dies ist ein Gastbeitrag von Mattias. Die geäußerten Meinungen sind ausschließlich seine eigenen und spiegeln nicht unbedingt die von Aprycot Media wider.

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