Was wäre, wenn – Ein Plädoyer für die Vernunft

Mein persönliches Bitcoin Whitepaper. An alle kritischen Geister. Teilen explizit erwünscht

Ein Beitrag von Time_To_Challenge, geschrieben in der ersten Novemberwoche 2021. Erstmals veröffentlicht beim Podcast Münzweg, in der Episode Münzgasse #2 Ein Plädoyer für die Vernunft.


Der Homo commodus – der bequeme Mensch

Verschiebe nicht auf morgen, was genauso gut auf übermorgen verschoben werden kann.

Mark Twain

Wir Menschen tun uns schwer Dinge zu ändern, obwohl wir es besser wissen:

  • Wir sollten mehr Sport treiben.
  • Wir sollten mehr Zeit mit der Familie verbringen.
  • Wir sollten existenzbedrohliche Risiken versichern.
  • Wir sollten etwas gegen die Ungerechtigkeit in der Welt tun und uns engagieren oder spenden.

Um nur einige Beispiele zu nennen.

Aber es muss nun einmal nicht zwangsweise negative Folgen für uns haben, wenn wir all das unterlassen. Meistens geht alles irgendwie gut aus. Schicksalsschläge und Unglücke sind etwas, was nur anderen widerfährt, richtig? Schlimmer noch: wenn wir uns das alles tatsächlich zu Herzen nehmen und entsprechend handeln, sind die positiven Effekte für uns und unsere Mitmenschen mitunter nicht unmittelbar sicht- und spürbar. Das ist problematisch in einer Welt in der die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung zur neuen Gottheit erhoben wurde.

Aber es gibt Dinge, Probleme, die sind zu gewichtig und schwerwiegend, um sie zu ignorieren. Sie gehen vom ignoriert werden nicht weg. Sie werden schlimmer. Einige davon werden wir uns nun gemeinsam ansehen. 

Ich beanspruche für mich nicht, hier absolute Wahrheiten aufzuzeigen – dafür sind die Sachverhalte viel zu komplex. Genauso wenig möchte ich einzelne Themen detailliert analysieren – Interessierte finden hierzu ausreichend Material, wenn sie das möchten. Ich will vielmehr mit dir einige Themen durchgehen und ein paar “was wäre, wenn”-Überlegungen anstellen: was wäre, wenn entgegen einer verharmlosenden oder schlicht ausbleibenden Berichterstattung in den Medien einige Probleme von so großer Tragweite wären, dass etwas dagegen unternommen werden müsste?

Ich bitte dich: höre es dir an. Nimm dir die Zeit. Tu es nicht nur für dich, sondern tue es für deine Familie, deine Kinder, die Menschen, die sich auf dich, dein Urteil und dein Handeln verlassen. Dies ist dein persönlicher Weckruf, mein Plädoyer für die Vernunft!

Die Problemanalyse: was wäre, wenn – 1. Teil

Man löst keine Probleme, indem man sie auf Eis legt.

Winston Churchill

Unsere Welt ist komplex: Ökonomie, Ökologie undGesellschaft sind komplexe und dynamische Systeme ohne unmittelbaren Feedback-Mechanismus. Probleme stauen sich darin auf, Ungleichgewichte wachsen an – mitunter so lange, dass man anfängt zu fragen, ob sie wirklich ein Problem darstellen. Irgendwann – wenn schon keiner mehr damit rechnet – ist der Kipppunkt erreicht und es kommt zum Kollaps. Gradually, then suddenly (um an dieser Stelle passend den Namen der sehr lesenswerten Artikelserie von Parker Lewis zu zitieren).

Was wäre also wenn? Es folgen einige Überlegungen und ich starte gerne mit einem Lieblingsthema der Deutschen:

  • Was wäre, wenn die Rente nicht sicher wäre, weil unser Rentensystem umlagefinanziert ist und in 2019 – einem Jahr der Rekordbeschäftigung – bereits mit über 70 Mrd. Euro aus dem Bundeshalt bezuschusst werden musste? Das war mehr als ein Fünftel des Bundeshaushalts – und im nächsten Jahrzehnt werden auch noch die Babyboomer von Einzahlern zu Empfängern. Ein Ansteigen auf über 100 Mrd. Euro jährliche Bezuschussung ist unausweichlich.
  • Was wäre, wenn die Gesundheitskosten unserer alternden Gesellschaft steigen sollten, weil die Anzahl ärztlicher Behandlungen mit zunehmendem Alter nun einmal ansteigt und diese zudem aufwendiger und damit teurer sind? Was wäre, wenn für diese zwei Demographie-Probleme keine Rücklagen gebildet worden wären? Wir nicht vorgesorgt hätten? Ups, haben wir ja nicht.
  • Na gut, das Problem lässt sich vielleicht noch beheben. Denn immerhin gibt es ja das Mittel der Produktivitätssteigerung. Moment. Was wäre, wenn der Wohlstand einer alternden Gesellschaft mit schrumpfender Erwerbsbevölkerung nur mit steigender Produktivität überhaupt gesichert werden könnte, die Politiker aber vordergründig mit der Umverteilung des bestehenden Wohlstandes beschäftigt wären?
  • Überhaupt. Was wäre, wenn unsere Politiker nicht für schlechte, kurzsichtige Politik zur Rechenschaft gezogen würden, weil ihre Versäumnisse erst in vielen Jahren offen zu Tage treten?
  • Was wäre, wenn die Transferzahlungen von Deutschland nach Europa steigen sollten, weil wir doch angeblich so sehr vom Euro profitieren, dass wir ihn um jeden Preis retten müssen? Weil unsere – im Verhältnis zu unseren europäischen Nachbarn – geringere deutsche Staatsschuldenquote suggeriert, wir könnten uns das leisten. Dass die Deutschen über ein geringeres Median-Vermögen verfügen als Italiener, Franzosen und Spanier wird dabei gerne verschwiegen (die hohe Steuerlast lässt grüßen). Könnte es also etwa so sein, dass schlicht und einfach die sektorale Verteilung von Vermögen in den anderen zuvor genannten europäischen Volkswirtschaften eine andere ist. Der Staat ist höher verschuldet, dafür besitzen die privaten Haushalte ein größeres Vermögen? Dass dieses Vermögen ein größeres Vielfache des jährlichen Bruttoinlandsprodukts des Landes ist als in Deutschland?
  • Was wäre, wenn jeder weitere Euro oder US-Dollar an aufgenommenen Schulden von Staaten und Unternehmen einen abnehmenden Nutzen hätte? Wenn wir seitens des Staates für jeden Euro oder Dollar an neuem Wachstum heute zwischen 3,50 und 4,00 EUR/USD aufwenden müssten und diese Zahl, dieses krasse Missverhältnis, weiter steigt? Wenn in den USA seit 1982 die Schulden stärker als die Wirtschaft anwachsen würden und sich die Schuldenspirale immer schneller dreht?
  • Was wäre, wenn die Länder, die sogenannte Weltreserve- und Welthandelswährungen wie den USD und den Euro emittieren, die Hoheit über diese Währung missbrauchen könnten? Wenn sie Einfluss nähmen auf den weltweiten Zahlungsverkehr und Länder sanktionieren könnten, indem sie sie vom Welthandel in ihren Währungen abschnitten? Im Fall der USA werden keine halben Sachen gemacht: Umgehung de facto unmöglich. Jedes Unternehmen, dass mit sanktionierten Ländern weiterhin Geschäfte betreiben, dabei vielleicht auf andere Währungen ausweichen möchte, muss befürchten den Zugang zum großen, lukrativen US-Markt zu verlieren. Ein KO-Kriterium. Widerstand zwecklos.
  • Was wäre, wenn die Notenbanken – die Gralshüter unseres Geldes – innerhalb der letzten gut 1,5 Jahre – seit Einsetzen der COVID19-Krise – gemeinsam mit den Geschäftsbanken die breite Geldmenge M3 in der Eurozone um ca 16% erhöht hätten und auch in den Jahren zuvor – seit der Lehmann-Pleite – die Geldmenge stets stärker gestiegen wäre als die Wirtschaftsleistung? Neues Geld zur Bekämpfung der scheinbaren Dauerkrise. Randnotiz: in den USA sehen diese Zahlen wegen der ausgegeben Stimulus-Schecks noch beängstigender aus. Was wäre, wenn die Notenbanken ihr Mandat der Geldwertstabilität missachteten, weil sie unabhängig und keinem Rechenschaft schuldig sind? Weil sie ein großes Interesse an Ihrer Machtausweitung haben. Weil sie ihr Mandat vielleicht nie richtig verstanden haben.
  • Was wäre, wenn du für dein hart erarbeitetes Geld Jahr für Jahr weniger bekämst? Der Ökonom spricht dabei von Kaufkraftverlust. Was wäre, wenn sich das zukünftig noch verschlimmert, weil die nun erhöhte Inflation nicht temporär ist?
  • Was wäre, wenn neu geschaffenes Geld kurzfristig eine Schmerzlinderung bedeutete, langfristig aber ein Brandbeschleuniger für all diese Probleme wäre?

Die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Von Kriegen, Armut und Menschenrechtsverletzungen möchte ich hier gar nicht erst beginnen. Es würde kein Ende nehmen. Aber ich denke, der Punkt wurde klar. Diese Probleme sind nicht die Probleme anderer – sie betreffen dich persönlich. Ist es garantiert, dass unser bestehendes System ultimativ scheitern und in einer großen monetären und gesellschaftlichen Implosion deine Existenz bedrohen wird? Nein, ist es nicht. Ich weiß es nicht – keiner weiß das. Jeder, der dir etwas anderes erzählt ist ein Lügner. Aber eines sage ich dir: nimm dich in Acht vor den MMTlern, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sind aber gleichzeitig arrogant genug, auf einen Plan B zu verzichten. Selten habe ich eine derartige Hybris gesehen.

Aber ich schweife ab. Zurück zum Thema: Nur weil ein Kollaps ungewiss ist, heißt das noch lange nicht, dass du dich darauf verlassen solltest, dass alles gut gehen wird. Oder wärst du etwa bereit darauf zu wetten, dass alles gut geht? Nein? Dachte ich mir. Auch wenn Politiker und Notenbanker alles tun werden, um das System am Laufen zu halten – sie wetten darauf, dass alles gut gehen wird. Die können das, weil sie nicht selbst den Wetteinsatz zahlen müssen. Den zahlst du!

You can’t predict but you can prepare sagt Howard Marks.
Du musst handeln. Du musst dich vorbereiten.

So, lass uns kurz durchatmen. Aktivismus ist nie der richtige Weg. Das war ein heißer Ritt. Ich habe dich vor mir hergetrieben und nur einen Schluss zugelassen. Ein typisches Beispiel von „Framing“. Verzeih es mir bitte – aber alle machen das so, die Medien und auch die Politiker. Und du musst wissen, womit du es zu tun hast. Und auch wenn ich hier ein nicht neutrales Stilmittel genutzt habe, um meine Argumente zu verdeutlichen, bleibt eines davon unberührt: Alles was ich angeführt habe, ist wahr.

Lass uns kurz gemeinsam reflektieren. Macht es Sinn, so weiter zu machen? Die Probleme, die Krankheit des Systems mit dem Einsatz von immer noch mehr offenkundig wenig wirksamer oder gar unwirksamer Medizin zu bekämpfen. Schimpfen wir uns nicht selbst Homo sapiens, der weise, vernünftige Mensch. Für alle Gelehrten der Stammesgeschichte unter euch: wir sind ja sogar der Homo sapiens sapiens. Wir sind doppelt vernünftig. Ja sapperlott, sag doch mal einer! Also ich weiß ja nicht, wie es dir geht – aber ich finde das alles andere als vernünftig. Das klingt eher nach dem Verhalten eines Homo obstinatus – eines starrsinnigen Menschen. Aber die Geschichte macht Hoffnung: wir Menschen waren immer lern- und anpassungsfähig. Es wird also Zeit uns der Problemlösung zuzuwenden, findest du nicht auch? Nicht zu schnell: ich habe erst noch einen Dämpfer für dich! Um die echte Lösung verstehen zu können, müssen wir uns erst das ansehen, was uns als Lösung verkauft werden soll. Die Nebelkerzen, die falschen Götter.

Die vermeintliche Problemlösung: was wäre, wenn – 2. Teil

Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit das Unabänderliche zu ertragen und die Weisheit, das eine vom anderen unterscheiden zu können.

Franz von Assisi

Du hast nun also erkannt, dass du etwas ändern kannst und musst. Sehr gut. Du findest die Kraft dafür, dem Wahnsinn der permanenten Geldmengenausweitung damit zu begegnen, dass du dich von festverzinslichen Anlagen und Kontoguthaben in Euro oder US-Dollar trennst und versuchst deine Hände an nicht beliebig vermehrbare Sachwerte zu bekommen. Wie etwa Immobilien, Aktien, Gold, Rolex-Uhren, Oldtimer, Kunst. Herzlichen Glückwunsch – aber mit dieser Erkenntnis bist du nicht allein. Ich erspare dir hier eine umfangreiche was-wäre-wenn-Aufzählung, kann mir aber ein Beispiel nicht verkneifen: Was wäre, wenn du dir angesichts der aktuell aufgerufenen Preise nicht einfach mal so eine Immobilie kaufen könntest? Schließlich kann man davon ja auch nicht einfach mal so ein Zehntel oder ein Drittel erwerben. Schon bescheiden. Den Fremdkapitalhebel,den Normalverdiener rund um die Welt anlegen müssen, um eine Immobilie in begehrter Lage (und zunehmend auch B-Lage) zu finanzieren, würde überall abseits des Häusermarktes – also sagen wir beispielsweise dem Handeln von Aktien oder Krypto auf Kredit – als völlig verantwortungslos, ich behaupte gar wahnsinnig angesehen werden. Bei Immobilien macht insbesondere die bekanntlich nicht mit großer Finanzbildung gesegnete deutsche Gesellschaft eine Ausnahme: Immobilien sind nie zu teuer, solange sie nur irgendwie finanzierbar sind. Gerne wird sich ja auch eingeredet, der Mieter zahle einem den Kredit ab. Manchen ist einfach nicht zu helfen! Ich hoffe, du bist keiner von ihnen!

Was dem Normalverdiener bleibt, sind Aktien. Da kann man immerhin beliebig klein gestückelt sparen, schon ab 10 Euro im Monat sich via ETF-Sparplan und mit Hilfe des Zinseszins-Effekts über Jahre ein Vermögen aufbauen. Das macht ja schließlich gerade jeder so, richtig? Nun ja, ich will Aktien als Unternehmensbeteiligung und damit dem Anspruch des Inhabers auf Gewinnbeteiligung an der Wertschöpfung der Realwirtschaft hier gar nicht schlecht reden. Das Problem ist doch vielmehr: in all diese Werte – in Aktien, genau wie in die zuvor genannten Immobilien – fliehen die Marktteilnehmer seit Jahren. Sie sind schlicht teuer. Sie sind nicht die Lösung, sondern vielmehr notwendige, gar zwangsläufige Konsequenz aus den zuvor erläuterten Problemen. Sie sind Teil der Vermögensillusion,  die das Handeln von Politik und Notenbanken wirklich bestimmt: den Rückgang von Vermögenspreisen verhindern (Whatever it takes), damit die Menschen sich weiterhin vermögend fühlen und brav weiter konsumieren – sich den 5. Fernseher kaufen, diesmal für das Gästebad. Oder – wenn da schon einer steht – ab damit in die Hundehütte (na eben für den besten Freund des Menschen).

Ok, zurück zum Thema: Irgendwo muss das Geld ja hin. Was ist nun mit dir, der du dir keine Immobilie leisten kannst oder willst, aber jetzt zur großen Börsen-Party dazustoßen möchtest. Also, außer du gehörst zu den wenigen Bedauernswerten, die sich in Ihrer Vermögensallokation zusätzlich noch mit Rolex-Uhren, Oldtimern und Kunst herumschlagen müssen. Man kann nur Mitleid haben.

Du bist ziemlich spät dran. Was wäre, wenn ein breit diversifiziertes Portfolio aus internationalen Aktien über Jahrzehnte im Mittel eine reale Wertsteigerung (d.h. nach Abzug der Inflation) von 7-8% im Jahr erreicht (wie dir X Youtube-Kanäle und jedes Käseblatt vorrechnen), der Aktienmarkt in den letzten 12 Jahren – gemessen am beliebten MSCI World – aber durchschnittlich über 10% gestiegen ist. Sollte man da für die nächsten 12 Jahre nicht möglicherweise weniger Rendite erwarten. Hier ist – wie so oft – das lineare Fortschreiben von Datenpunkten aus der jüngeren Vergangenheit in die Zukunft der Garant für Enttäuschungen und geplatzte Träume. Es ist doch schlicht so, dass die Aktienrendite eine Funktion aus dem Gewinn und der Bewertung eben dieses Gewinns für alle Unternehmen ist. Die Bewertung, die Aktien auf Basis aktueller Gewinne im Mittel mittlerweile zugestanden wird, ist sicherlich sportlich. Ich spreche hier vom Kursmultipel bzw. dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Hier von einer zukünftig weiteren Ausweitung dieses KGVs auszugehen – also dass Marktteilnehmer pro Einheit Gewinn bereit sind, einen noch höheren Preis zu zahlen – würde ich als optimistisch bezeichnen.

Das heißt, die Rendite muss über wachsende Gewinne kommen. Wir wissen, dass die Unternehmensgewinne seit der Lehmann-Krise stark gestiegen sind. Es wurde viel dereguliert, Unternehmenssteuern wurden gesenkt, die Plattform-Unternehmen fuhren monopolartige Gewinne ein und erhielten eine immer größere Gewichtung in sämtlichen relevanten Indizes. Blicke ich aber auf das nächste Jahrzehnt, sehe ich unter anderem:

  • niedrige Produktivitätszuwächse,
  • eine erhebliche Anzahl an Zombieunternehmen, die der Insolvenz nur deshalb entgehen,
  • weil die Zinssätze künstlich tief sind, und damit tendenziell wenig investieren und innovieren dürften,
  • angesichts der Anstrengungen gegen den Klimawandel: höhere Kosten bei gleichzeitiger Vernichtung von Teilen des bestehenden Kapitalstocks, weil klimaunfreundlich.

Nennt mich einen Pessimisten. Aber ich sehe für die nächsten Jahre nicht, woher die (real) 7-8% per annum herkommen sollen, geschweige denn die mehr als 10% der letzten 12 Jahre. Als jemand, der seit mittlerweile 11 Jahren am Aktienmarkt aktiv ist, erlaube ich mir dieses Urteil. Ich mag mich irren. Aber die Mathematik ist da brutal. Wenn du auf Sicht von 10 Jahre 7-8% real erwartest, also in etwa eine Verdopplung, und nur 3-4, lass es 5% sein, lass es weniger sein erzielst, ist die Lücke signifikant.

Gleichzeitig unterliegt dein Portfolio erheblichen Marktschwankungen. Unterschätze das bitte nicht.

Aber ungeachtet all dessen gehen die Menschen aller gesellschaftlichen Stellung, Couleur und Berufsgattung heute Anlage-Risiken ein, die sie unzureichend verstehen und schon gar nicht bemessen können. TINA eben – There Is No Alternative. Spoiler-Alarm: Wrong! There is!

Aber verharre bitte noch einen Moment mit mir bei den aufgeworfenen Problemen und den vermeintlichen Lösungen, was du persönlich tun könntest und solltest, um dich davon abzukoppeln. Es sind keine echten Lösungen. Stelle dir bitte vielmehr die Frage: Was wäre, wenn all das – die Probleme und die Lösungen, die keine Lösungen sind – kein Zufall wäre, sondern Ergebnis eines kaputten Geldsystems?

Bingo! Das Problem ist unser ungedecktes Papiergeldsystem. Fiat pecunia – es werde Geld. Geldschöpfung auf Knopfdruck. Vermutlich die 11. Todsünde. Ein von Politik und Notenbanken vermeintlich leicht zu verschleierndes Problem – bietet es doch angeblich so viele Vorzüge. Blickst du aber hinter den Schleier, siehst du Missbrauch, Korruption und Schande.

Überhaupt: allein das Wort Geldschöpfung bringt mich in Rage. Eine Verbindung zur biblischen Schöpfungsgeschichte zu suggerieren bei einem Vorgang, bei dem der bestehende Stock an Geld verwässert wird und alle, die Geld halten, anschließend schlechter gestellt sind. Wie pervers ist das denn? Als würde ein Altaktionär bei einer Kapitalerhöhung je auf den Gedanken kommen „Oh, ich wurde mit einer Kapitalschöpfung beschenkt“. Nein, sein Anteil am Unternehmen wurde verwässert. Das Unternehmen sollte besser einen verdammt guten Grund haben, das zu tun, sonst kündigt der Aktionär dem Unternehmen seine Teilhaberschaft. Diesen verdammt guten Grund fordern wir von Notenbanken nicht ein. Wir lassen es einfach geschehen. Aber das wird sich ändern.

Conclusio: Die echte Problemlösung

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein

Es folgt nun der schwerste Teil der Abhandlung: der Teil, in dem ich aufpassen muss, dich nicht zu vergraulen. Dir nicht den Eindruck zu vermitteln, dass ich bislang versucht habe, dein Vertrauen zu gewinnen, nur um dir jetzt etwas verkaufen zu wollen. Dann würdest du nämlich – und das völlig zu Recht – „dicht machen“ und meine Argumente nicht mehr an dich heranlassen. All das will ich nicht. Ich will dir nichts verkaufen – versprochen. Also, versuchen wir es.

Was ich hier mit dir teile, ist keine leichte Kost. Wenn du jetzt niedergeschlagen und entmutigt sein solltest. Sehr gut. Das musste sein. Ich konnte es dir nicht ersparen. Der Mensch lernt nur auf die harte Art und Weise. Ich kann dich nicht in Zuckerwatte packen. Wenn du das willst, bist du hier falsch. Drück auf „Stopp“ und höre stattdessen einem beliebigen Politiker oder Maurice Höfgen zu.

Aber ich habe auch eine gute Nachricht – es gibt Hoffnung. Bitcoin fixes this!

Bitcoin. Ich hoffe du bist jetzt nicht enttäuscht. Noch vielmehr hoffe ich allerdings, dass du jetzt bitte, bitte nicht um die Ecke kommst mit: „Ey, du Dinosaurier. Bitcoin. Wirklich? Guck dir doch mal Ethereum, Shiba Inu, den Squid Games Token (ach nein, der ist ja schon wieder weg – egal) – guck dir die an. Das ist doch der heiße Shit. Diese popeligen 400 und ein paar zerquetschte Prozent, die Bitcoin seit Schürfen des Genesis-Blocks in 2009 jährlich gemacht hat. Das ist viel zu wenig. Du musst in die richtig heißen Dinger reingehen. To the moon, FOMO, YOLO, you name it!“

Nein, muss ich nicht. Bitcoin erfüllt ganz andere Attribute – es gibt Bitcoin und alle anderen Kryptos. Du wirst es verstehen, wenn du soweit bist. Ich spreche von Eigenschaften wie

  • verlässlicher Wertspeicher durch eine mathematisch garantierte Obergrenze,
  • Dezentralität der besitzanzeigenden Datenbank, die den Missbrauch durch zentrale Entitäten verhindert,
  • vielen Anwendungsfällen mehr, die Bitcoin erfüllen kann – wenn die Community sie als erstrebenswert erachtet.

All das verkörpert nur der Bitcoin glaubhaft. Also, ja, Bitcoin. Eben nicht Krypto allgemein, nicht die Blockchain per se. Bitcoin! Bitcoin hat das glaubwürdigste Knappheitsversprechen, begrenzt auf 21 Millionen Stück im Jahr 2100paarundvierzig und aktuell (Stand: November 2021) knapp 19 Millionen – und damit das wichtigste Attribut für ein gutes Geld, das als zuverlässiger Wertspeicher über Zeit dienen kann. Du hast sicherlich schon die Analogie des digitalen Goldes gehört. Möglicherweise aber mit negativer Konnotation und der anschließenden vermeintlichen Klarstellung, dass die Bitcoiner das zwar behaupten; aber in Wahrheit sei es eben doch nur „funny internet money“, oder wahlweise verantwortlich für exzessiven Energieverbrauch, Drogen, Kriminalität, Geldwäsche und Terrorismus.

Komm schon. Glaubst du all das wirklich? Sieh unter die Oberfläche! Frage dich warum Millionen von Menschen in Afrika, Latein- und Mittelamerika, die unter durch Politik korrumpierter nationaler Währung leiden den Bitcoin bereits nutzen: als Wertspeicher und Transaktionsmedium? Warum kaufen innovative Unternehmer wie Elon Musk, Jack Dorsey und Michael Saylor auf Rechnung der ihnen anvertrauten Unternehmen Bitcoins? Warum kaufen zahllose mehr und minder prominente Vermögende Bitcoins in großen Mengen? Sollen das etwa alles Spinner sein? Wohl kaum! Lass nicht zu, dass dir deine finanziellen Privilegien dabei im Weg stehen, Bitcoin genauer zu betrachten.

Und das wars! Das war alles zum Thema Bitcoin, was ich dir heute mitgeben möchte. Ein Schritt nach dem anderen. Es bringt nichts, dir einen Vortrag über die Vorzüge des Bitcoins zu halten, bevor du bereit dafür bist. Ich meine das nicht anklagend. Das ist ok. Bitcoin zu verstehen dauert seine Zeit; es war bei mir nicht anders. All das hier soll nur ein „Teaser“ für dich sein. Jetzt bist du dran! Falls du das möchtest! Tiefer graben! Bitcoin verstehen wollen! Wenn du mich fragst: die Belohnung, die dich erwartet, ist es wert! Möglicherweise (und das wäre natürlich meine Hoffnung) erkennst du Bitcoin dann irgendwann als mögliche Lösung für viele der thematisierten Probleme. Wenn du bereit dafür bist. Der Moment wird großartig sein, das versichere ich dir. Schon beim  Gedanken daran bekomme ich Gänsehaut!

Wir Bitcoiner möchten andere nicht missionieren. Wir wissen, dass es so nicht funktioniert. Und das ist großartig. Denn wenn du dir etwas selbst erarbeiten musst, ist die anschließende Belohnung und die zukünftige Überzeugung umso größer. Wir bieten stattdessen Hilfe zur Selbsthilfe. Wir geben Denkanstöße – das anschließende Denken musst du schon selbst übernehmen! Blick dir das bestehende System kritisch an. Blick in den Spiegel, sieh nicht weg – und der Anfang ist gemacht.

Ich teile gerne mit dir, was mir auf meinem Weg zu Bitcoin sehr geholfen hat. Es waren die Werke – in Schrift und Ton – von Alex Gladstein, Parker Lewis, Lyn Alden und eines Bitcoiners, der unter dem Pseudonym „Gigi“ seine Inhalte veröffentlicht. Du findest verschiedene, beeindruckend pointierte Werke von Ihnen frei zugänglich im Internet. Einige von Ihnen wurden von engagierten Bitcoinern gar ins Deutsche übersetzt, um sie einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Du findest diese beim Spezialverlag „aprycot media“. Es gibt meines Erachtens nichts, was du zum Start deiner Reise zwangsweise käuflich erwerben müsstest.

All die von mir genannten Personen und/oder Entitäten wissen nichts von Ihrem Glück, hier von mir benannt worden zu sein. Ich verdiene nichts daran, wenn du Content von Ihnen konsumierst. Ich freue mich trotzdem, wenn du es tust.

Dir wird sicherlich bereits aufgefallen sein, dass wir Bitcoiner ein kritisches Völkchen sind. Wir misstrauen Regierungen und zentralen Entitäten mit hoheitlichen Aufgaben – kurzum Institutionen die eine große Macht über unser Geld und unsere Gesellschaft haben, ohne dabei einer angemessenen kritischen Kontrolle durch eben diese Gesellschaft zu unterliegen. Das Mantra lautet „Don’t trust, verify“. Es ist gleichzeitig ein Plädoyer für die Eigenverantwortung. Auch du solltest nicht blind vertrauen, sondern deine eigenen Nachforschungen anstellen. Das schließt auch alles mit ein, was ich dir heute mitgegeben habe.

Ich ermuntere dich also dazu, deinen eigenen Weg zu gehen. Dazu möchte ich dir eines mitgeben; eine gut gemeinte Warnung: Die Suche nach Informationen zu Bitcoin ist wie das Fischen im Haifisch-Becken. Wie kann es auch anders sein, bei einem Medium, das so vieles ist und sein kann:

  • Herausforderer des bestehenden monetären Systems,
  • Spekulationsobjekt für kurzfristige, astronomische Gewinne,
  • willkommener Sündenbock für vom Altsystem verursachte Probleme,

und vieles mehr!

Wenige Menschen haben Bitcoin bislang verstanden. Verstanden, was Bitcoin jetzt ist und was es zukünftig alles sein kann. Trotzdem äußern sich viele dazu äußerst freizügig und frei nach dem Motto „ich habe zwar keine Ahnung aber natürlich eine Meinung“. Ich erkenne Sie mittlerweile recht schnell. Ihnen zuzuhören ist wechselweise belustigend, frustrierend und manchmal nur unerträglich. Die Kritiker von Bitcoin sind in alten Denkmustern gefangen und viele von Ihnen möchten sich nicht befreien lassen. Noch nicht. Denn auch das wird sich ändern.

Bitcoin ist komplex und vielschichtig; misstraue allen Beiträgen die kürzer sind als – sagen wir mal – 20 Minuten und/oder 5 DIN-A-4 Seiten. In dieser Kürze kann man der Komplexität unmöglich Rechnung tragen.

Das Beste ist allerdings wohl: Höre oder sieh dir an, wie Vertreter der unterschiedlichen Denkschulen (quasi Bitcoin vs „the prevailing“) aufeinandertreffen. Versuche unvoreingenommen zu sein. Herauszuhören, wer die besseren, die schlüssigeren Argumente hat. Wer stellt sachlich fest, wer klagt an, wer ist offensiv, wer ist defensiv? Wenn echte Experten reden, bin ich zuversichtlich, dass Bitcoin gut und würdig vertreten wird!

Ich hoffe wir sehen uns bald im Kaninchenbau! Es liegt jetzt an dir!

Nachwort

Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert; und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren.

Waldimir Iljitsch Lenin

Genauso hat es sich für mich angefühlt, seit ich den Bitcoin vor wenigen Wochen für mich entdeckt habe. Diese Wochen gehörten zu den emotional und intellektuell intensivsten meines Lebens. Ich bin nun im rabbit hole – und ich bin gekommen, um zu bleiben. Sie bleiben alle!

Es gibt Sachen, die wichtig sind im Leben – du erkennt sie, wenn sie passieren. Bitcoin ist so eine Sache für mich. Eine Sache, die mich aufstehen und das Wort ergreifen lässt, obwohl ich noch nicht der größte Experte dafür bin. Dafür aber brennt mein Feuer umso heißer – „eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ sag ich dazu nur. Wenn echtes Expertenwissen zu Bitcoin gefragt ist, verweise ich gerne auf andere aus der Community – viele stehen dafür bereit. Jeder übernimmt das, was er kann und möchte. Leistet seinen Beitrag. Das ist Bitcoin.

Diese Abhandlung entstand völlig ungeplant; aus einer abendlichen Laune heraus – aus ein paar Notizen, um meine Gedanken zu sortieren. Ich konnte schnell an nichts Anderes mehr denken und nicht aufhören zu schreiben, bis ich leidlich mit meinem Ergebnis zufrieden war. Ich habe nun jeden Gedanken mit euch geteilt. Beim Verfassen des Textes habe ich Tränen vergossen, Tränen der Emotion und der Freude – ich bin sicher, der ein oder andere von euch, wird das gut nachvollziehen können. Ich habe das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Gemeinsam mit tollen Weggefährten. Und es werden noch mehr werden. Ich habe ein gutes Gefühl: gradually, then suddenly.

Disclaimer

Dies ist keine Anlageberatung. Die dargestellten Inhalte sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, könnten aber falsch sein. Wenn du Ihnen misstrauen solltest: Super – don’t trust, verify. Der Autor des Beitrages besitzt zudem Bitcoins – ein Interessenskonflikt zwischen den dargestellten Inhalten und seinen persönlichen finanziellen Interessen kann vorliegen. Auch wenn er nicht denkt, dass der Kauf einiger Satoshis durch die Zuhörerschaft den Marktpreis eines 1-Billionen-Assets nennenswert beeinflussen wird.


Dies ist ein Gastbeitrag von Time_To_Challenge. Die geäußerten Meinungen sind ausschließlich seine eigenen und spiegeln nicht notwendigerweise die von Aprycot Media wider.

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