Die unsichtbaren Kosten des Krieges im Zeitalter der quantitativen Lockerung

Aus dem Original “THE INVISIBLE COST OF WAR IN THE AGE OF QUANTITATIVE EASING“ von Alex Gladstein, erschienen am 02.März 2022 im Bitcoin-Magazine. Übersetzt von BitBoxer, Lektorat durch Juniormind.


Durch eine zunehmend skrupellose Geldpolitik verschleiern die US-Regierungsvertreter die Kosten des Krieges vor der amerikanischen Öffentlichkeit. Bitcoin könnte dies ändern.

Am 24. Februar 2022 befahl Wladimir Putin dem russischen Militär, eine umfassende Invasion der Ukraine einzuleiten. Das russische Volk, abgesehen von ein paar tausend mutigen und schnell bestraften Demonstranten, hatte keine Möglichkeit, seine Regierung am Kriegseintritt zu hindern. Es war die Entscheidung eines Diktators.

Da es keine strukturelle innenpolitische Kontrolle von Putins Macht gibt, konnte er einseitig eine Invasion vorantreiben, die in der russischen Öffentlichkeit offenbar zutiefst unpopulär ist. Innerhalb weniger Stunden brachte seine Entscheidung ein Drittel des russischen Aktienmarktes zum Einsturz, ließ den Rubel auf ein Rekordtief fallen und den Wert russischer Anleihen verpuffen, wobei einige auf null sanken. Gegen Moskau wurden nun einige der härtesten Sanktionen der Geschichte verhängt, die es den russischen Banken verbieten, in Dollar abzurechnen. Praktisch alle Russen – ob sie jetzt an der Front oder zu Hause sind – werden unter Putins Entscheidung leiden.

Eines der Markenzeichen der Demokratie ist, dass die Bürger theoretisch die Möglichkeit haben sollten, ihre Regierung daran zu hindern, unpopuläre Kriege zu führen und zu verlängern. Durch gewählte Vertreter, freie Medien und den Dialog über öffentliche Ausgaben sollten die Bürger von Demokratien direkter in die Kriegsführung einbezogen werden, so das Argument. Und wenn mehr Länder zu Demokratien werden, wird es weniger Kriege geben, da Demokratien sich historisch gesehen nicht gegenseitig bekämpfen.

Das Problem ist, dass dieses Konzept, das als „demokratische Friedenstheorie“ bekannt ist, zu scheitern droht. Infolge des derzeitigen Dollar-Rahmenwerks – in dem Amerikas Kriege nach dem 11. September 2001 im Irak, in Afghanistan und darüber hinaus effektiv durch Kreditaufnahme bezahlt wurden – haben die USA möglicherweise bereits einen der größten Vorteile der Demokratie verloren: ihre Friedensverheißung.

In diesem Aufsatz werden drei Argumente vorgebracht:

  1. Der Fiat-Standard nach 1971, bei dem das Zentralbankwesen auf einer Fiat-Währung beruht, ermöglicht es sogar gewählten Regierungen, ohne öffentliche Zustimmung Kriege zu führen, was eine unmittelbare Gefahr für die demokratische Friedenstheorie und damit für die liberale Demokratie darstellt.
  1. Teure und unpopuläre US-Militäroperationen wie der Irak-Krieg wären ohne die Null-Zins-Politik (ZIRP – Zero Interest Rate Policy) und die quantitative Lockerung (QE – Quantative Easing), die für den Durchschnittsbürger mit erheblichen negativen Externalitäten verbunden sind, nicht über Jahrzehnte aufrechtzuerhalten.
  1. Ein möglicher Wechsel vom Fiat-Standard zu einem Bitcoin-Standard (bei dem BTC als globale Reservewährung fungiert) könnte dazu beitragen, die Kriegsführung in die Hände der Öffentlichkeit und weg von nicht gewählten Bürokraten zu legen.

Das Ziel dieses Aufsatzes ist es, eine breitere öffentliche Debatte darüber anzustoßen, wie wir für Kriege bezahlen. Viele Amerikaner – und natürlich auch viele Menschen in Ländern wie Irak, Afghanistan, Jemen und anderswo – finden Amerikas Konflikte nach dem 11. September verabscheuungswürdig. Aber nur wenige diskutieren die Dimension der Kosten.

Der „Abschlussbericht“ der US-Regierung zur großen Finanzkrise (GFC – Great Financial Crisis) von 2007 bis 2008 erwähnt beispielsweise weder den Irak, noch Afghanistan oder den Krieg gegen den Terror: als ob diese Themen keinerlei Einfluss auf den Zustand der US-Wirtschaft im Jahrzehnt zwischen 2001 und der Veröffentlichung des Berichts im Jahr 2011 gehabt hätten.

Marcia Stigums „Money Market“ – ein enorm wichtiges Lehrbuch über die vom Dollar dominierte Weltwirtschaft, das wahrscheinlich jeder Geldmarkthändler am ersten Arbeitstag oder jeder Student des Bankwesens am ersten Tag der Vorlesung erhält – beinhaltet in seinem ansonsten weitläufigen Index weder das Wort „Krieg“ noch irgendein anderes militärisches Thema.

Auch in „The Deficit Myth“, einem populären und einflussreichen 300-seitigen Buch der MMT-Theoretikerin Stephanie Kelton, werden die Worte „Irak“, „Afghanistan“ oder „Krieg gegen den Terror“ nicht erwähnt.

Immer wieder wird im Diskurs über moderne Wirtschaftstheorien das Konzept der expansiven Außenpolitik von der expansiven Haushalts- und Geldpolitik im Inland getrennt. Der Krieg – die größte diskretionäre Einzelausgabe der US-Regierung – wird in der Diskussion einfach ausgeklammert. Er wird unsichtbar.

I. Das Ende der demokratischen Friedenstheorie

In ihrem ernüchternden Buch „Taxing Wars“ (Besteuerung von Kriegen) schreibt die US-Luftwaffenveteranin und Rechtswissenschaftlerin Sarah Kreps, dass ein wesentlicher angenommener Unterschied zwischen Demokratien und Nicht-Demokratien darin besteht, dass „eine demokratische Bevölkerung die direkten Kosten des Krieges in Form von Blut und Schätzen trägt“.

„Je direkter [die Bürger] diese Kosten tragen“, schreibt sie, desto mehr Anreize haben sie, ihre politischen Anführer unter Druck zu setzen, um Kriege kurz und günstig zu halten oder sie erst gar nicht zu führen. Diktaturen haben nur sehr wenige Kontrollen in ihrer Kriegstreiberei. In Demokratien, so die Theorie, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie ohne einen klaren, engen und populären Auftrag kämpfen.

Die Theorie des demokratischen Friedens ist nicht unumstritten, erfreut sich aber in der Politikwissenschaft großer Beliebtheit, und ist nach wie vor eines der stärksten Argumente für ein liberales demokratisches System. In „Taxing Wars“ stellt Kreps jedoch eine These auf, die sich mit einem potenziell fatalen Mangel dieser Theorie befasst:

„Wenn die Menschen die Kosten eines Krieges nicht mehr sehen würden, würden sie sich dann weniger politisch mit den Kosten, der Dauer und dem Ergebnis eines Krieges befassen?“

Ihre Forschung, schreibt sie, „legt nahe, dass die Antwort ja lautet“.

Kreps sagt, dass die demokratische Friedenstheorie auf mehreren Annahmen beruht: „Dass die direkten, sichtbaren Kosten des Krieges in einer Demokratie auf die Bürger abgewälzt werden; dass die Übernahme der Kriegskosten im Allgemeinen unpopulär ist und die Menschen dazu veranlasst, den Einsatz von Gewalt zu überdenken; und dass sie über Wahlmöglichkeiten verfügen.“

Doch seit dem Vietnamkrieg haben sich die USA zunehmend in Kriegen engagiert, die Kreps als „Hide-And-Seek“ Kriege bezeichnet, in denen „die Regierenden sich davor scheuten, die Bevölkerung um steuerliche Opfer zu bitten, und so den öffentlichen Druck auf ihre Kriegsführung vorwegnahmen und umgingen, indem sie Kriegssteuern vermieden und weniger offensichtliche Formen der Kriegsfinanzierung, insbesondere die Aufnahme von Krediten, suchten.“

„Steuern sind lästig“, schreibt Kreps, „und wenn die Bürger die Last des Krieges in Form von Steuern tragen, schafft dies engere institutionelle Verbindungen zwischen der Öffentlichkeit und den Politikern, die den Krieg führen, da die Steuerzahler mehr Anreize haben, die Politiker für die Verwendung der Ressourcen zur Rechenschaft zu ziehen“.

„Im Gegensatz dazu“, schreibt sie, „schirmt die Kreditaufnahme die Öffentlichkeit von den direkten Kosten ab und isoliert die Politiker von einer strengen Prüfung.“

Kreps’ Buch stützt sich auf historische Steuer-, Anleihe- und Ausgaben-Daten sowie auf Meinungsumfragen zum Thema Krieg, die ein Jahrhundert zurückreichen. Eine wichtige Erkenntnis, auch wenn sie offensichtlich scheint, ist, dass Kriege, die mit Steuern finanziert werden, weniger beliebt sind als Kriege ohne Steuern.

„Ein Krieg, der durch höhere Steuern finanziert wird“, stellt sie fest, „verringert die Unterstützung um etwa 20 % im Vergleich zum Basisszenario ohne Steuern“.

Die gewählten amerikanischen Politiker wissen das und haben seit Vietnam nach anderen Wegen gesucht, um Kriege zu finanzieren. Dies zeigte sich auf dem Höhepunkt des Irakkriegs im Jahr 2007, als die Kongressabgeordneten John Murtha und Jim McGovern eine Kriegssteuer zur Finanzierung der Aufstockung vorschlugen. Der Kolumnist E.J. Dionne nannte dies den „seltenen Vorschlag der Demokraten, der nicht die gesamte Steuerlast auf die Reichen abwälzt“.

Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, lehnte die Kriegssteuer jedoch mit den Worten ab, sie sei „kein Vorschlag der Demokraten“, und deutete an, dass die Demokraten an der Wahlurne leiden würden, wenn sie versuchten, sie durchzusetzen. Wie Kreps feststellt, „war die Debatte oberflächlich, und Fragen über die möglichen Auswirkungen einer Kriegssteuer auf die Unterstützung des Krieges wurden beschönigt.“

Die Besteuerung wurde zugunsten der Kreditaufnahme in einer starken Demonstration überparteilicher Zustimmung verworfen.

Ein weiteres Beispiel: 2014 startete Präsident Obama die Operation „Inherent Resolve“, einen nunmehr fast achtjährigen Krieg gegen den Islamischen Staat in Syrien, Irak und Libyen. Die amerikanische Öffentlichkeit war sich des Umfangs und des Preises dieser Operationen weitgehend nicht bewusst. Kreps sagt, dass die Gesetzgeber „an jeder dieser Fronten relativ still waren, weil ihre Wähler schwiegen. Die Wähler haben geschwiegen, weil sie von den Kosten des Krieges abgeschirmt sind“.

Ein Trend, der es der US-Regierung erleichtert, ihre „unsichtbaren“ Kriege nach dem 11. September zu führen, ist, dass sie auf eine Weise geführt werden, bei der weniger amerikanische Soldaten sterben. Die Tage der Wehrpflicht sind längst vorbei.

„Die Staats- und Regierungschefs sind von einem arbeitsintensiven Militär abgerückt“, schreibt Kreps, „zugunsten eines kapitalintensiven Militärs, das zwar finanziell teurer ist, aber ein geringeres Risiko von Opfern birgt. Während der Vietnamkrieg mehr als 58.000 Todesopfer forderte und finanzielle Kosten in Höhe von etwa 750 Milliarden Dollar (2010) verursachte, forderten die Kriege im Irak und in Afghanistan – die ebenfalls etwa ein Jahrzehnt dauerten – zusammen etwa 6.000 Todesopfer, aber Kosten in Höhe von etwa 1,5 Billionen Dollar.“

Dies sind keine ausschließlich amerikanischen Trends. Kreps weist darauf hin, dass Israel beispielsweise seit Anfang der 1980er Jahre keinen Krieg mehr geführt hat, der eine vollständige Mobilisierung von Reserveeinheiten oder eine Kriegssteuer erforderte. Europäische Länder und sogar Indien haben ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt. Demokratien auf der ganzen Welt entscheiden sich zunehmend dafür, weniger ihrer Bürger den physischen Kosten eines Krieges auszusetzen, und nutzen stattdessen leicht verdientes Geld und fortschrittliche Technologie, um den Preis im Stillen künftigen Generationen aufzuerlegen.

Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter war der Meinung, dass „der liberale Staat, in dem der Einzelne die Lasten des Krieges trägt und die Möglichkeit hat, seine Missbilligung zu äußern“, sich „starker Zurückhaltung seiner Außenpolitik“ üben würde.

Ja – aber nur, wenn der Mechanismus der Rechenschaftspflicht, das heißt die Kontrolle der Bürger über die Staatsausgaben, beibehalten wird.

Es scheint jedoch, dass der Fiat-Standard im Laufe der Zeit dazu führt, dass die Bürger des Krieges überdrüssig werden, dass die Politiker schließlich Kredite aufnehmen, anstatt Steuern zu erheben, dass die Öffentlichkeit nichts mehr von den Kriegen weiß und sich nicht mehr für sie interessiert, dass die Waffenhändler größer und mächtiger werden und dass die demokratische Friedenstheorie zerbricht.

II. Die Kreditkarten-Kriege

Heute leben die Amerikaner in einem Zeitalter der „Kreditkarten“-Kriege, in dem die Kosten für militärische Aktionen auf die nationale Rechnung gesetzt werden, indem die Zahlung heute aufgeschoben wird, um morgen Zinsen und Tilgung zu zahlen. Doch das war nicht immer so.

Zwischen 1900 und 1960 setzten die Vereinigten Staaten ihr Militär weitgehend mit der Zustimmung ihrer Bevölkerung ein und finanzierten ihre Kriegsanstrengungen zu einem erheblichen Teil durch Steuern und den Verkauf von Kriegsanleihen (sie wurden auch als „Freiheitsanleihen“ deklariert).

Doch als der Goldstandard in den 1960er Jahren zu Ende ging und den Weg für den Fiat-Standard nach 1971 ebnete, änderte sich der Mechanismus der Kriegsfinanzierung dauerhaft.

In den letzten Jahrzehnten hat Amerika seine Militäroperationen in Afghanistan, im Irak und darüber hinaus vollständig durch Kreditaufnahme finanziert.

Bis zum Jahr 2020 hatte die US-Regierung insgesamt 2,02 Billionen Dollar für die Kriege nach dem 11. September aufgenommen und ausgegeben. Inzwischen haben die Amerikaner allein für das Privileg der Kreditaufnahme zur Austragung von Konflikten, die sich immer weiter vom öffentlichen Diskurs entfernt haben, rund 1 Billion Dollar an Zinsen gezahlt.

Die globalen Operationen des Krieges gegen den Terror sind vom Leben des Durchschnittsamerikaners abgekoppelt worden, zum Teil durch das Ende des Wehrdienstes und den Einzug von Militärdrohnen und Robotik, zum Teil aber auch, weil die tatsächlichen Kosten dieser Konflikte durch die Kreditfinanzierung vor der Bevölkerung verborgen wurden.

In einer Stellungnahme vor dem US-Kongress im Jahr 2017 bezeichnete die Wissenschaftlerin Linda Bilmes von der Harvard University den Haushaltsprozess für die Militäroperationen nach dem 11. September als „die größte einzelne Abweichung von der üblichen Haushaltspraxis in der Geschichte der USA“.

In jedem früheren längeren US-Konflikt“, bemerkt sie, „einschließlich des Krieges von 1812, des Spanisch-Amerikanischen Krieges, des Bürgerkriegs, des Ersten Weltkriegs, des Zweiten Weltkriegs, Koreas und Vietnams – haben wir die Steuern erhöht und die nicht kriegsbezogenen Ausgaben gekürzt. Wir haben die Steuern für die Wohlhabenden erhöht“.

Im Gegensatz dazu, sagt sie, habe der Kongress in den Jahren 2001 und 2003 die Steuern gesenkt, und die Invasionen im Irak und in Afghanistan seien „durch die Anhäufung von Schulden auf der nationalen Kreditkarte“ bezahlt worden.

Wie die Politikwissenschaftlerin Rosella Cappella Zielinski beobachtete, „senkte die Bush-Regierung die Steuern, anstatt die Steuern zu erhöhen oder Mittel aus anderen Teilen des Bundeshaushalts umzuschichten, und erhöhte gleichzeitig die Kriegsausgaben, wodurch die Nation aus dem Haushaltsüberschuss in ein Ausgabendefizit geriet, was wiederum die Staatsverschuldung und die Zinsen, die auf diese Schulden gezahlt werden müssen, erhöhte.“ Washington gibt natürlich mehr Geld für Kriege aus, wenn es Kredite aufnimmt, als wenn es einfach nach und nach zahlt.

In ihrem Buch „The Cost of Debt-Financed War“ (Die Kosten den Kreditfinanzierten Krieges) fasst die Militär-Ökonomin Heide Peltier das amerikanische Dilemma zusammen:

‚Ein Teil des Problems bei der Kriegsfinanzierung durch Schulden ist, dass die amerikanischen Wähler und Steuerzahler die Kosten des Krieges nicht spüren. Wenn sie nicht gerade einen Soldaten in ihrer Familie oder in ihrem Freundes- oder Verwandtenkreis haben, der den menschlichen Tribut des Krieges zu spüren bekommt, stellt der Krieg kaum eine Belastung dar, und ist in gewisser Weise unsichtbar. Seine Kosten sind unsichtbar, weil wir als Bürger und Steuerzahler nicht aufgefordert werden, die finanzielle Last des Krieges in irgendeiner sichtbaren oder spürbaren Weise zu tragen. Wir kaufen nicht patriotisch Kriegsanleihen (wie im Zweiten Weltkrieg) oder lassen uns Kriegssteuern auferlegen, die die Kosten des Krieges unmittelbar und greifbar erscheinen lassen. Die Kosten werden weniger spürbar und allgemeiner getragen, wenn wir unsere normalen (Friedens-)Steuern zahlen, und sie werden in größerem Maße von künftigen Generationen getragen, die höhere Steuern oder geringere öffentliche Ausgaben in Kauf nehmen müssen, um die Kosten der steigenden Staatsverschuldung und der Zinsen zu tragen.‘

In 20 finanzpolitischen Anhörungen des Kongresses zwischen 2001 und 2017 zu Amerikas Konflikten im Ausland wurde die Strategie der Kriegsfinanzierung nur einmal diskutiert. Vergleichen Sie dies zum Beispiel mit der Vietnam-Ära, als die Kriegsfinanzierung in 70 % der Sitzungen erörtert wurde.

Das Konzept eines „unsichtbaren“ Krieges ist etwas, das Präsident Obama bei seinem Ausscheiden aus dem Amt schwer zu belasten schien. Der Präsident, der zu Beginn seiner ersten Amtszeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, nur um die USA in noch mehr Kriege zu verwickeln als sein Vorgänger, erklärte in einem Abschiedsinterview, er sei besorgt über „einen Präsidenten, der überall auf der Welt immerwährende Kriege führen kann, viele davon verdeckt, ohne jegliche Rechenschaftspflicht oder demokratische Debatte“.

Seine Befürchtung ist leider unsere aktuelle Realität. In ihrer Aussage vor dem Kongress wies Bilmes darauf hin, dass die Kriege nach dem 11. September 2001 durch Dringlichkeitsanträge finanziert wurden, die von der Ausgabenbegrenzung befreit waren, und die nicht durch Kürzungen an anderer Stelle im Haushalt ausgeglichen werden mussten. Mehr als 90 % der Ausgaben für Irak und Afghanistan wurden auf diese Weise finanziert, verglichen mit 35 % für Korea oder 32 % für Vietnam. Umfragen in der amerikanischen Öffentlichkeit des 21. Jahrhunderts zeigen, dass der Krieg in Gesprächen immer seltener zur Sprache kommt und das Leben der Menschen immer weniger beeinflusst.

Bilmes schloss ihre Aussage, indem sie dem Kongress die Folgen dafür aufzeigte, dass Kriege nach 9/11 ausschließlich durch Kreditaufnahme finanziert wurden :

  • Geringere Transparenz bei den Ausgaben
  • Geringere Rechenschaftspflicht für Kriegsausgaben
  • Schwächung der Haushaltsdisziplin für den Verteidigungshaushalt
  • Weniger öffentliche Debatte über den Krieg ausgelöst
  • Abwälzung der Kosten auf künftige Generationen
  • Versäumnisse bei der Planung der Mittel, die den Kriegsveteranen versprochen wurden, die tatsächlich in den Kriegen gekämpft haben
  • Erleichterung der Beteiligung an und der Verlängerung von Kriegen

Laut dem Cost Of War-Projekt der Brown University könnten die Zinszahlungen für das Geld, das für die Kriege nach dem 11. September 2001 geliehen wurde, eines Tages die tatsächlichen Ausgaben für diese Kriege übersteigen. Die Autoren des Projekts gehen davon aus, dass, selbst wenn die Ausgaben heute eingestellt würden, die Gesamt-Zinszahlungen von den bereits gezahlten 1 Billion Dollar bis 2030 auf 2 Billionen Dollar und bis 2050 auf 6,5 Billionen Dollar steigen würden.

Zum Vergleich: Der aktuelle US-Finanzhaushalt für 2022 beläuft sich auf etwa 6 Billionen Dollar, die größtenteils für Forderungen vorgesehen sind. Die Militärausgaben machen mit 750 Milliarden Dollar den größten Teil der diskretionären Ausgaben aus, während die Unterstützung für Veteranen weitere 270 Milliarden Dollar ausmacht. Jährliche Zinszahlungen belaufen sich auf etwa 300 Milliarden Dollar im heutigen Umfeld von Zinssätzen nahe null, wovon ein großer Teil für die Rückzahlung von Kriegskrediten verwendet wird. Insgesamt entfallen mehr als 1 Billion Dollar (fast 20 %) des jährlichen US-Finanzhaushalts auf das Militär.

Washington rechnet für 2022 mit Einnahmen aus Steuern und anderen Quellen in Höhe von nur etwa 4 Billionen Dollar, was bedeutet, dass in diesem Jahr mehr als 2 Billionen Dollar an neuen Schulden zu den bestehenden 30 Billionen Dollar hinzukommen werden.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels im März 2022 liegt der Leitzins (der Basiszinssatz für die Weltwirtschaft, das heißt der Zinssatz, zu dem sich Banken über Nacht gegenseitig überschüssige Reserven leihen und verleihen) bei 0,08 %. Die US-Notenbank beeinflusst diesen Satz, indem sie den Betrag anpasst, den sie den Banken anbietet, wenn sie deren Reserven ausleiht oder hält.

Wenn die Fed die Zinssätze auf 3 % anhebt – was nach modernen historischen Maßstäben niedrig ist, aber nach heutigen Maßstäben sehr hoch erscheint -, dann müsste mehr als ein Viertel der Staatseinnahmen von 4 Billionen Dollar im Jahr 2022 für Zinszahlungen aufgewendet werden.

Um einen Anstieg der Zinssätze zu verhindern, hat die US-Regierung in beispielloser Weise in die Anleihemärkte eingegriffen: Die Federal Reserve hat seit 2008 Staatsanleihen und Subprime-Hypotheken im Wert von fast 9 Billionen Dollar aufgekauft und damit Liquidität für Vermögenswerte bereitgestellt, für die es sonst keinen entsprechenden Käufer gäbe. Seit März 2020 hat die amerikanische Zentralbank jede Minute Vermögenswerte im Wert von etwa 4,7 Millionen Dollar aufgekauft.

Angesichts der Tatsache, dass das Verhältnis der US-Schulden zum Bruttoinlandsprodukt (eine übliche Kennzahl zur Bestimmung der Staatsverschuldung) inzwischen das Niveau des Zweiten Weltkriegs überschritten hat, stellen sich viele die Frage, wie lange die amerikanischen Entscheidungsträger diese Aktivität aufrechterhalten und gleichzeitig die Hausse am Anleihemarkt aufrechterhalten können. Irgendwann könnten die US-Schulden – auch wenn sie nach wie vor die mit Abstand gefragtesten Wertpapiere für Sicherheitshinterlegungen der Welt sind – in Misskredit geraten. Schließlich sind die USA in den letzten 100 Jahren zweimal in Verzug geraten, 1933 und 1971, und haben jedes Mal den Dollar abgewertet und ein Versprechen gebrochen, das sie dem internationalen System gegeben hatten.

Der vielleicht größte Vorteil der Dollar-Hegemonie besteht darin, dass ausländische Staaten gezwungen sind oder einen Anreiz haben, US-Schulden zu kaufen und damit (oft unfreiwillig) Amerikas Kriege zu finanzieren. Dies beginnt sich jedoch zu ändern, da Länder wie China und Japan ihren Höchststand an Staatsanleihen in den Jahren 2013 und 2014 erreicht haben, und seitdem ihre Bestände schrittweise reduzieren. Da niedrige Zinssätze für Amerikas Ausgaben, einschließlich seiner Kriege im Ausland, so wichtig sind, hat die Federal Reserve diesem Trend entgegengewirkt und ist seit 2008 zum größten Einzelkäufer von US-Schuldtiteln geworden, wodurch ihr Anteil am Markt für Staatsanleihen seit September 2020 auf 20 % gestiegen ist. Zoomt man weiter hinaus, so ist der Anteil der Fed an den US-Schulden von 15 % in der Ära 2002 bis 2019 auf 64 % in der Ära 2020 bis 2021 gestiegen, während der ausländische Anteil im gleichen Zeitraum von 33 % auf 14 % gesunken ist.

Wie der makroökonomische Analyst Alfonso Peccatiello schreibt, „müssen die langfristigen realen Renditen extrem niedrig bleiben, damit das System nicht zusammenbricht, da wir uns im Laufe der Zeit immer stärker fremdfinanzieren.“ Mit anderen Worten: Hohe Zinsen würden die US-Regierung wahrscheinlich dazu zwingen, ihre kriegerischen Aktivitäten einzuschränken, da sie durch die Frustration der Bevölkerung über die steigende Inflation oder die starke Abneigung gegen zusätzliche Steuern von zusätzlichen Ausgaben abgehalten werden würde.

Vor 250 Jahren schrieb Adam Smith, dass es ein Fehler sei, sich hauptsächlich auf die Aufnahme von Krediten zu verlassen, da dies die Kosten des Krieges vor der Öffentlichkeit verberge und den Krieg fördere, „indem es die wahren Kosten verheimlicht“. Fünfundsiebzig Jahre später vertrat John Stuart Mill die Ansicht, dass die Aufnahme von Krediten für den Krieg vielleicht gerechtfertigt sei, aber nur so lange, wie die Zinssätze nicht stiegen.

Was Smith und Mill nicht ahnen konnten, ist, dass moderne Regierungen einen mächtigen Trick herausfinden würden: wie man massiv Kredite für den Krieg aufnehmen kann, ohne einen Anstieg der Zinssätze zu verursachen.

III. Die Evolution der amerikanischen Kriegsfinanzierung

In „War And Inflation In The United States From The Revolution To The First Iraq War“ (Krieg und Inflation in den Vereinigten Staaten von der Revolution bis zum ersten Irakkrieg) gibt der Wirtschaftswissenschaftler Hugh Rockoff einen detaillierten Überblick über die amerikanische Kriegsfinanzierung.

Vor dem 20. Jahrhundert war der amerikanische Staat so anders strukturiert als heute, dass es schwer ist, Vergleiche anzustellen, aber es ist dennoch hilfreich, sich anzusehen, wie die frühen Kriege geführt wurden.

Der Revolutionskrieg wurde bekanntlich – zeitweise vollständig – durch die Druckerpresse finanziert. Der Ausdruck „keinen Kontinent wert“ beschrieb die Hyperinflation, die im östlichen Nordamerika verheerende Auswirkungen auf die Währung hatte, als die Revolutionäre versuchten, sich vom britischen Empire zu lösen.

Im Krieg von 1812 wurden weitere Beleihungskonzepte eingeführt, darunter zum Beispiel eine Kriegsanleihe über 16 Millionen Dollar. In diesem Fall konnten die Schuldscheine jedoch nicht zum Nennwert verkauft werden und verursachten hohe Zinsen, sodass die Regierung gezwungen war, mehr Steuern zu erheben.

Kleinere Kriege wie der Mexikanisch-Amerikanische Krieg waren so geringfügig, dass sie vollständig durch Anleihen bezahlt werden konnten, ohne dass ein Anstieg der Zinssätze zu befürchten war. Doch im Bürgerkrieg mussten beide Seiten Geld drucken.

Rockoff gibt einen Überblick über die Finanzen des Bürgerkriegs: Der Norden gab „500.000 Dollar in 5-20ern aus: sechs-prozentige Anleihen mit Zinsen, die in Gold zu zahlen waren und nach fünf Jahren gekündigt werden konnten, mit einer Laufzeit von 20 Jahren … die 5-20er konnten zum Nennwert in Greenbacks umgetauscht werden, sodass die Regierung im Wesentlichen Geld druckte, um Anleihen zu kaufen; wirtschaftlich gesehen war das dasselbe wie die Offenmarktgeschäfte der Federal Reserve während des Zweiten Weltkriegs.“

„Schließlich“, so schreibt er, „wurde das Recht, Greenbacks in verzinsliche Goldanleihen umzutauschen, abgeschafft, sodass die Greenbacks zu einem reinen Fiat-Geld wurden.“

Er stellt fest, dass der National Banking Act darauf abzielte, einen Teil der Bundesschulden zu monetarisieren und gleichzeitig die nominalen Zinssätze niedrig zu halten.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts änderten sich die Dinge, als der moderne Staat aufgebaut wurde und die amerikanische Bevölkerung durch Steuern stark an die Kriegsführung gebunden wurde. Die Steuern finanzierten 30 % der Kosten des Ersten Weltkriegs, 50 % der Kosten des Zweiten Weltkriegs und 100 % der Kosten des Koreakriegs. Die Amerikaner befürworteten diese Kriege größtenteils (basierend auf historischen Meinungsumfragen) und waren bereit, Blut und Schätze für diese Zwecke zu opfern.

Als Amerika 1917 in den Ersten Weltkrieg eintrat, erklärte Rockoff, dass „Alkohol, Tabak, Schmuck, Fotoapparate, Kosmetika, Kaugummi und viele andere Produkte, mit neuen oder erhöhten Steuern belegt wurden. Die Einkommenssteuer, die nun aufgrund des sechzehnten Zusatzartikels möglich war, wurde erhöht. Der höchste Steuersatz betrug 67 %.“

„Das Finanzministerium“, so schreibt er, „bemühte sich auch, die Menschen durch eine nationale, auf Patriotismus basierende Kampagne zum Kauf von Anleihen zu bewegen. Es wurden riesige Kundgebungen abgehalten, bei denen Prominente, darunter auch Hollywood-Stars, die Menschen aufforderten, die Kriegsanstrengungen durch den Kauf von Anleihen zu unterstützen.“

Um die Kosten zu decken, die durch Steuern und den Verkauf von Kriegsanleihen nicht sofort gedeckt werden konnten, verkaufte das Finanzministerium kurzfristige Verbindlichkeiten direkt an die neu gegründete Federal Reserve, um einen Teil der Schulden zu monetarisieren – eine Vorwegnahme künftiger Taktiken. Dies spiegelte die Ereignisse jenseits des großen Teichs wider.

Wie Saifedean Ammous im „The Fiat Standard“ beschreibt, gab die britische Regierung im November 1914 „die erste Kriegsanleihe aus, mit dem Ziel, 350 Millionen Pfund von privaten Anlegern zu einem Zinssatz von 4,1 % und einer Laufzeit von zehn Jahren aufzunehmen. Überraschenderweise war die Anleihe nicht ausreichend gezeichnet, und die britische Öffentlichkeit kaufte weniger als ein Drittel der angestrebten Summe. Um diesen Misserfolg nicht publik zu machen, gewährte die Bank von England ihrem Hauptkassierer und seinem Stellvertreter Mittel, um die Anleihen unter ihrem eigenen Namen zu kaufen.“

Dies war eines der bekanntesten frühen Beispiele für die Intervention auf dem Markt für Staatsanleihen zur Kriegsfinanzierung, und sollte für die kommenden Jahrzehnte als Vorbild für Amerika dienen.

Im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg stellt Rockoff fest, dass „der Angriff auf Pearl Harbor eine breite und dauerhafte Unterstützung für den Krieg schuf, die es der Roosevelt-Regierung ermöglichte, die Steuern zu erhöhen, ohne sich über negative politische Auswirkungen Gedanken machen zu müssen.“

Auch Kriegsanleihen blieben wirksam. Ein Beispiel: 1943 schlossen sich Angestellte der New Yorker Fed zusammen, um Kriegsanleihen im Wert von 87.000 Dollar zu kaufen. Sie wurden darüber informiert, dass ihr Geld der Armee half, eine 105-mm-Haubitze und ein P-51 Mustang-Kampfflugzeug zu erwerben. Insgesamt kauften während des Zweiten Weltkriegs mehr als 85 Millionen Amerikaner (etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung) Kriegsanleihen im Gesamtwert von 185,7 Milliarden Dollar, das sind fast 3 Billionen Dollar im Jahr 2022. Im Gegensatz dazu wissen die meisten Amerikaner heute nicht einmal, wie der Krieg finanziert wird, und denken kaum daran, einen direkten Beitrag zu leisten.

Um die Achsenmächte zu bekämpfen, verband das US-Finanzministerium Einnahmen aus Kriegsanleihen und enorme neue Steuererhöhungen mit weiteren Interventionen am Anleihemarkt. Die Fed legte eine Untergrenze für den Preis von Staatsanleihen fest – die Zinssätze für langfristige Anleihen wurden auf 2,5 % festgelegt – und kaufte so viele Anleihen auf, wie nötig waren, um zu verhindern, dass der Preis unter dieses Niveau fiel.

Die Regierung intervenierte bis 1953, also bis zum Koreakrieg, weiterhin auf den Anleihemärkten, allerdings in abnehmender Form. Die Ausgaben für Korea – den ersten großen Konflikt im Kalten Krieg – wurden vollständig durch aggressive Einkommens-, Unternehmens-, Genussmittel- und Luxussteuern gedeckt. Es ist erwähnenswert, wie populär diese Steuern und damit die Bereitschaft der Öffentlichkeit, für die Kosten des Krieges aufzukommen, tatsächlich waren: Sie wurden im Repräsentantenhaus mit 328 zu sieben Stimmen angenommen.

Die auf Steuern basierende einvernehmliche Beziehung zwischen der amerikanischen Regierung und der Bevölkerung in Bezug auf die Kriegsführung endete während des Vietnamkriegs. In einem zutiefst unpopulären Schritt kündigte Präsident Johnson 1967 neue Steuern für die Kriegsausgaben an, das letzte Mal, dass die Steuern, während der Vietnam Operationen erhöht wurden. Ein Jahr später gab Johnson unter enormen politischen Druck bekannt, dass er nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren würde.

In diesen Kriegen des frühen 20. Jahrhunderts waren zwei bemerkenswerte Trends zu beobachten. Erstens fungierte die Federal Reserve als Gegengewicht zu populistischen Präsidenten. So lehnte Truman beispielsweise Erhöhungen der Nominalzinsen ab, um die nächste Wahl zu gewinnen. Johnson tat später dasselbe und bekämpfte die Zinserhöhungen der Fed Mitte der 1960er Jahre. Doch in beiden Fällen erhöhte die Fed die Zinssätze trotzdem und schränkte damit die Kreditaufnahme in gewisser Weise ein. Es ist, gelinde gesagt, nicht klar, ob es diese Art von Unabhängigkeit heute noch gibt.

Ein zweiter Trend, den Rockoff feststellt, ist, dass vor dem Zweiten Weltkrieg die Kriegsnotstandsökonomie – „hohe Staatsausgaben, die zum Teil durch öffentliche Anleihen und zum Teil durch Geldschöpfung finanziert wurden“ – vorübergehend war, während sie nach 1971 zur „Friedenszeit-Norm“ wurde.

Rockoff schlussfolgert:

‚Die natürliche Reaktion der Regierungen auf einen großen Krieg war die Aufnahme von Krediten in Höhe der benötigten Summen. Die Aufnahme von Krediten in großem Umfang war jedoch mit der Aussicht auf einen erheblichen Anstieg der Zinssätze verbunden. Aus einer Reihe von Gründen wollten die Kriegsregierungen nicht, dass die Zinssätze über die Vorkriegsnormen hinaus stiegen. Zum einen wären höhere Zinssätze ein Signal an die Öffentlichkeit und an Freunde und Feinde im Ausland, dass die Entscheidung der Regierung, einen Krieg zu führen, die Wirtschaft untergräbt. Um die Zinssätze unter Kontrolle zu halten, mussten die Steuern zumindest auf ein Niveau angehoben werden, das für die Zahlung von Zinsen und Tilgung der Kriegsschulden ausreichen würde.‘

Diese Schlussfolgerung wurde von keinem Geringeren als John Maynard Keynes geteilt, der dafür plädierte, dass der britische Staat seine Operationen im Zweiten Weltkrieg durch Steuern und nicht durch Kreditaufnahme finanzieren sollte.

Das Problem ist, dass Kriegssteuern im 21. Jahrhundert keine Lösung mehr darstellen. Die Amerikaner wollen nicht für Kriege zahlen, die sie nicht interessieren. Also musste Washington einen Weg finden, um Kredite für exotische Kriege aufzunehmen, ohne dass die Zinssätze in die Höhe schossen.

IV. Kriegsausgaben in der Zeit nach 9/11

Im Gegensatz zu den Kriegen vor der Vietnam-Ära, die meist enge und klare Missionen und eine starke öffentliche Unterstützung hatten, entwickelten sich die amerikanischen Invasionen im Irak und in Afghanistan zu „ewigen Kriegen“.

Diese Ausweitung der Aufgaben war nur möglich, weil die schwindelerregenden Kosten durch die Art ihrer Finanzierung vor der Öffentlichkeit verborgen wurden.

Wie die Politikwissenschaftlerin Neta Crawford schreibt, „wenn wir nicht so niedrige Zinsen gehabt hätten und der Kongress zum Beispiel die Steuern erhöht hätte, anstatt sie zu senken, hätte die Öffentlichkeit diesen Kriegen eine andere Aufmerksamkeit geschenkt.“

Tatsächlich gab es massiven öffentlichen Widerstand gegen den Irak-Krieg (mit einigen der größten Proteste in den Vereinigten Staaten seit dem Vietnam-Krieg), aber zum Teil deshalb, weil die Öffentlichkeit nicht aufgefordert wurde, für den Krieg zu bezahlen, schwand der Dissens schließlich, anstatt sich zu verstärken. Zehn Jahre nach Beginn des Krieges war der Irak ein Thema, das in normalen Alltagsgesprächen zwischen Amerikanern kaum erwähnt wurde.

Das liegt daran, dass die amerikanischen Gesetzgeber beschlossen haben, Kredite aufzunehmen, um diese Kriege zu bezahlen, und die Kosten auf künftige Generationen zu verschieben. Aber wie genau funktioniert es, einen Krieg ohne Steuern oder kriegsspezifische Anleihen zu bezahlen?

Zunächst muss die US-Regierung Geld für den Krieg beschaffen, also veranstaltet sie über ihr Finanzministerium eine Auktion. US-Schuldtitel mit unterschiedlichen Laufzeiten (20- bis 30-jährige Anleihen, zwei- bis zehnjährige Schuldverschreibungen und kurzfristige Wechsel) werden natürlich nicht nur zur Kriegsfinanzierung an ein Netz von Primärbanken (die wichtigsten- und vertrauenswürdigsten Finanzinstitute der Welt) verkauft, die diese Wertpapiere wiederum an den weltweiten Sekundärmarkt weiterverkaufen.

Als kumulative Folge des Ersten Weltkriegs, des britischen Niedergangs, des Bretton-Woods-System, des amerikanischen Wirtschaftswachstums, des Petrodollar-Systems und des Eurodollar-Systems wurden US-Staatsanleihen zum wichtigsten Instrument für Sicherheitshinterlegungen auf den Weltmärkten. Staatsanleihen sind der „risikofreie“ Vermögenswert, der von großen Institutionen, die nicht einfach Millionen oder Milliarden auf einem Bankkonto halten können, wie Geld behandelt wird. Trotz der hohen Defizite, die Washington angehäuft hat, bleiben die US-Schulden extrem liquide und werden stark nachgefragt.

Dabei ist jedoch zu bedenken, dass ein Teil dieser Nachfrage erzwungen ist: Primärhändler sind verpflichtet, Staatsanleihen zu kaufen und bei jeder Auktion mitzubieten, und verschiedene Finanzinstitute sind verpflichtet, Staatsanleihen zu halten.

Wie Peccatiello anmerkt, müssen die Banken seit 2013 weltweit etwa 10 bis 15 % ihrer Vermögenswerte in Form von Bankreserven und Anleihen halten.

„Im Endeffekt“, so Peccatiello, „wurden die Banken aufgefordert, eine große Menge an liquiden Vermögenswerten zu besitzen, und ihnen wurde gesagt, dass Staatsanleihen die naheliegendste Wahl seien – sie sind im Wesentlichen risikofrei und werfen oft mehr ab als eine einfache Tagesgeldeinlage bei der heimischen Zentralbank. Eine riesige, relativ wenig preiselastische Nachfrage nach Anleihen wurde durch eine bloße Änderung der Vorschriften geschaffen.“

Die Regeln des Systems beeinflussen die weltweite Nachfrage, und heute stehen viele Kunden Schlange, um die Zahlungsversprechen des US-Finanzministeriums zu kaufen. Nach Abschluss der Auktion werden die Bankeinlagen der Anleihekäufer um den Gegenwert der Anleihen reduziert und über die Reserven ihrer Geschäftsbank dem allgemeinen Konto des US-Finanzministeriums (TGA – Treasury General Account) bei der Fed gutgeschrieben.

Als nächstes verwendet die Kriegsabteilung der US-Regierung – jetzt euphemistisch Verteidigungsministerium oder kurz Pentagon genannt – dieses neue Geld, um Waffen, Panzer, Flugzeuge, Schiffe und Raketen zu kaufen. Es werden also diese Waffen bei der Privatwirtschaft bestellt. Als Zahlungsmittel wird die Fed das Guthaben der TGA abheben und der Reserve der Geschäftsbank des Waffenhändlers zuführen. Die Bank wiederum wird dann dem Einlagenkonto des Waffenhändlers denselben Betrag gutschreiben.

Und voilà, die US-Regierung hat militärische Ausrüstung mit nichts anderem als einem Zahlungsversprechen gekauft – einem Versprechen, das stark von den Zinssätzen abhängt.

Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn Kriegsanleihen als solche gekennzeichnet wären, anstatt unter den allgemeinen Wertpapieren versteckt zu werden. Würden sie an der Wall Street mit einem Abschlag gehandelt? Würden sie von ESG-Fonds oder Social-Impact-Investoren boykottiert werden? Wir werden es vielleicht nie erfahren.

V. Das Zeitalter der Quantitativen Lockerung

Sobald die Primärhändler Staatsanleihen an die Sekundärmärkte verkaufen, übt die amerikanische Regierung zusätzlichen Kaufdruck auf den globalen Markt für US-Schuldtitel aus, indem die Fed kurzfristige und – mit einem neuen Trick – langfristige Staatsanleihen kauft.

In Stigums „Money Market“ heißt es: „Nur wenige Faktoren bewegen den Anleihemarkt mehr als die Federal Reserve. Die Fähigkeit der Federal Reserve, die kurzfristigen Zinssätze zu ändern, und die Auswirkungen, die dies auf den Anleihemarkt und die Finanzmärkte im Allgemeinen hat, sind immens.“

Der Ankauf kurzfristiger Staatsanleihen durch die Regierung war im Finanzsystem nach 1971 gängige Praxis, wobei die Handelsabteilung der Fed regelmäßig Wertpapiere im Wert von Millionen von Dollar kaufte und verkaufte, um „Kurspflege” zu betreiben. Dieser Prozess wurde aber im Jahr 2008 als Reaktion auf die große Finanzkrise noch einmal beschleunigt.

Als die große Finanzkrise ausbrach, nutzte die Fed ihre Handelsabteilung und ihre „Forward Guidance“, um die Zinssätze auf null zu senken, was aber immer noch nicht die gewünschte stimulierende Wirkung hatte. Die Anleger versteckten sich immer noch in Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten, und die Subprime-Hypotheken brachen ein, wodurch ein atemberaubender  Wert von Derivaten im Schattenbanksystem vernichtet wurde, was verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte. Um also zu versuchen, die 10-Jährigen und länger laufenden Anleihen vom Markt zu nehmen, begann die Fed – inspiriert von ähnlichen Programme aus der Militär-Ära während des Ersten und Zweiten Weltkriegs – mit deren Aufkauf durch ein Verfahren, das als „quantitative Lockerung“ oder kurz QE (Quantitive Easing) bekannt ist.

Im Rahmen der quantitativen Lockerung kauft die Fed nicht nur Wechsel und Anleihen, sondern auch langfristige Anleihen, in beliebiger Höhe von Primärbanken und füllt im Gegenzug deren Konten bei der Fed mit Bankreserven auf. Seit 2008 hat die Fed eine astronomische Menge an US-Staatsanleihen im Gesamtwert von fast 9 Billionen Dollar aufgekauft und ist damit der weltweit größte Einzelkäufer.

Technisch gesehen kann die Federal Reserve nicht einfach US-Staatsanleihen aufkaufen, wie sie es früher in Kriegszeiten getan hat. Aber da der private Sektor verpflichtet ist, die Schulden zu kaufen und auch an die Fed zu verkaufen, lässt sich diese Formalität leicht umgehen.

In Wirklichkeit hat die US-Regierung Schulden in Höhe von Billionen von Dollar monetarisiert, indem sie mit der einen Hand Zahlungsversprechen beim Finanzministerium druckte und mit der anderen Hand bei der Fed aufkaufte, ohne die Absicht, sie alle wieder an den Markt zu verkaufen. QE scheint ein umstrittenes Programm zu sein, aber das öffentliche Interesse war im Vergleich zu anderen groß angelegten Regierungsprogrammen gedämpft, vor allem, weil „Fedspeak“ verwendet wurde, um sicherzustellen, dass der Prozess kompliziert klingt und die Menschen nicht zu viele Fragen stellen. Wie der Investmentanalyst Mohamed El-Erian beobachtet hat, würde QE „eine viel stärkere gesellschaftliche Reaktion auslösen, wenn es allgemein verstanden würde“.

Schauen wir uns die Mechanik dieses Prozesses an:

Wenn die Fed US-Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten kauft, verringert sie das Angebot dieser Anleihen auf dem offenen Markt, und erhöht damit den Wert der ausstehenden Anleihen im Besitz des privaten Sektors. Wenn der Wert einer Anleihe steigt, sinkt ihre Rendite. Auf diese Weise übt die Fed Druck auf die Zinssätze der Staatsanleihen aus, was als „Offenmarktgeschäfte“ bezeichnet wird.

Die entscheidende Verbindung zum Krieg besteht darin, dass die US-Regierung bei niedrigeren Zinssätzen weniger für ihre Schulden zahlen muss und mehr Schulden aufnehmen kann, als dies bei höheren Zinssätzen möglich wäre. In der Zeit vor 1971 waren die politischen Entscheidungsträger durch hohe Zinssätze eingeschränkt und gezwungen, Steuern für den Krieg zu erheben.

So müsste die US-Regierung beispielsweise für jede Erhöhung des Leitzinses um 1 % – die heute, im März 2022, von etwa 0 % auf etwa 1 % erfolgen würde – zusätzliche 300 Milliarden Dollar an Zinsen zahlen, was etwa 5 % des Bundeshaushalts 2022 entspricht. Nicht gut.

Aber im Zeitalter von QE sind die politischen Entscheidungsträger frei von Zwängen. Sie können die Kriege für die Ewigkeit finanzieren, ohne sich allzu große Sorgen über einen Anstieg der Schuldzinsen zu machen.

Laut Joseph Wang, einem ehemaligen Händler der Federal Reserve, hatte die Fed vor der globalen Finanzkrise keine Kontrolle über die mittel- bis langfristigen Schulden, die vom Anleihemarkt bewertet wurden. Wenn der Anleihemarkt der Meinung war, dass die US-Regierung unverantwortlich handelte, konnte er Washington mit höheren Zinsen bestrafen, indem er seine Schulden verkaufte. Heute, so Wang, hat die Fed diese Beschränkung der politischen Macht beseitigt.

Der Anleihemarkt ist eine Art intelligenter Organismus. So spürte er beispielsweise Anfang März 2020 den Ausbruch einer globalen Pandemie und begann als Reaktion auf die erwartete Deflation zu schrumpfen. Doch die Fed griff ein und kaufte Ende März 2020 jeden Tag mehr Anleihen als während der gesamten QE-Maßnahme von 2008, wodurch der Anleihemarkt viel größer blieb, als er es sonst gewesen wäre.

Die große Frage ist: Was wäre passiert, wenn die Fed in den letzten 15 Jahren keine Anleihen gekauft hätte, wenn diese fast 9 Billionen Dollar an Wertpapieren auf dem offenen Markt gehandelt worden wären, ohne einen Käufer der letzten Instanz?

Wie sähen die Zinssätze für kurz- und langfristige amerikanische Schulden aus? Und mit welchen Beschränkungen für die Kriegsführung wäre die amerikanische Regierung konfrontiert?

VI. Moderne Geldtheorie (Modern Monetary Theory, MMT) und Krieg

In den letzten Jahren haben die modernen Geldtheoretiker mit der folgenden Behauptung an Macht und Einfluss gewonnen: dass den Ländern, die die Währung emittieren, auf die ihre Verbindlichkeiten lauten, das Geld nicht ausgehen kann und sie sich nicht um ein Defizit sorgen müssen. Sie können einfach so viel Geld drucken, wie sie in ihrem Streben nach Vollbeschäftigung benötigen, und brauchen nur dann aufzuhören, wenn sie eine Inflation feststellen.

Dies veranlasst MMT-Vordenkerin Kelton, eine alternative Darstellung der Funktionsweise von Kriegsausgaben zu geben:

„Sobald der Kongress die Ausgaben genehmigt“, schreibt sie, „erhalten Behörden wie das Verteidigungsministerium die Erlaubnis, Verträge mit Unternehmen wie Boeing, Lockheed Martin usw. abzuschließen.“ Um sich mit F-35-Kampfflugzeugen auszustatten, beauftragt das US-Finanzministerium seine Bank, die Federal Reserve, die Zahlung in seinem Namen durchzuführen. Dies geschieht durch Markierung von Zahlen auf dem Bankkonto von Lockheed. Der Kongress muss das Geld nicht „auftreiben“, um es auszugeben. Er muss die nötigen Stimmen finden! Sobald er die Stimmen hat, kann er die Ausgaben bewilligen. Der Rest ist nur noch Buchhaltung. Wenn die Schecks ausgestellt werden, gleicht die Federal Reserve die Zahlungen aus, indem sie dem Konto des Verkäufers die entsprechende Anzahl digitaler Dollar gutschreibt, die als Bankreserven bekannt sind. Aus diesem Grund wird die Fed in der MMT manchmal als „Scorekeeper“ für den Dollar bezeichnet. Dem „Scorekeeper“ können die Punkte nicht ausgehen.

Kelton fährt fort:

„Amerika können die Dollars nicht ausgehen, weil es sie drucken kann. Es wird daher immer in der Lage sein, seine Schulden zu bezahlen. Darüber hinaus muss sich Uncle Sam kein Geld leihen oder die Steuern erhöhen, um die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen; die Regierung kann neue Ausgaben einfach durch Gelddrucken finanzieren, wenn die Federal Reserve dies zulässt. Daher schränken weder der absolute Umfang der amerikanischen Schuldenlast noch die Bedrohung durch ‚Bond Vigilantes‘, die sich weigern, US-Staatsanleihen zu erschwinglichen Zinssätzen zu kaufen, die Kaufkraft des Kongresses ein.“

Das Problem ist, was passiert, wenn niemand außer der US-Regierung diese Wertpapiere kaufen will? Aus diesem Grund können, wie Kelton und andere MMTler zugeben, nur „Reservewährungs“-Nationen mit einer bedeutenden Auslandsnachfrage nach ihrem Papiergeld MMT betreiben. Wenn Schwellenländer dies versuchen, wird ihnen buchstäblich das „harte“ Geld (Dollar) ausgehen, und eine extreme Währungsabwertung wird die Folge sein.

Kelton merkt an, dass „selbst als die Staatsverschuldung durch COVID-Entlastungsgesetze in Höhe von mehreren Billionen Dollar auf über 30 Billionen Dollar angestiegen ist, die Kreditkosten der USA historisch niedrig geblieben sind. Das liegt zum Teil daran, dass die Federal Reserve einen Großteil der Schulden aufgekauft hat, die durch die Konjunkturprogramme entstanden sind, und so die öffentlichen Ausgaben durch Gelddrucken finanziert hat.“

Hier sagt sie uns, dass die Zinssätze höher wären, wenn die Fed kein QE machen würde. Das hat natürlich große Auswirkungen auf die Außenpolitik, wird aber in ihrem Buch nicht erwähnt.

Es ist schwer vorstellbar, wie ein MMT-Ansatz jemals die Kreditkarten-Kriege eindämmen könnte. In einem Zeitalter, in dem der Kongress keinen großen Einfluss auf Kriege ausübt und Politiker lieber Kredite aufnehmen, als Steuern zu erheben, schwindet die Hemmschwelle.

Kelton schließt ihr Buch mit folgendem Satz ab: „Es kommt nicht auf die Höhe der sogenannten Schulden an (oder darauf, wer sie hält), sondern darauf, ob wir mit Stolz zurückblicken können, weil wir wissen, dass unser Bestand an Staatsvermögen aufgrund der vielen (meist) positiven Interventionen im Namen unserer Demokratie existiert.“

Die Hybris von Keltons Buch – das sich wie die Stenografie einer späten imperialen Macht liest, die ihren globalen Niedergang verleugnet – wird nur noch von seiner völligen Missachtung der Kosten des Krieges übertroffen.

Nicht alle modernen Geldtheoretiker sind Neokonservative. Aber alle Neokonservativen sind in irgendeiner Form moderne Geldtheoretiker. Die reinste Ausprägung des Fiat-Geldes – die MMT-Theorie – erlaubt es den Regierungen, Kriege ohne die Zustimmung der Bevölkerung zu führen, wobei sie die wahren Kosten verbergen und eine tödliche Gefahr für die Demokratie darstellen.

Wie Cicero vor 2.000 Jahren feststellte, „nervi belli pecunia infinita“ – die Sehnen des Krieges (sind) unbeschränkte Geldmittel.

VII. QE und Vermögensinflation

Ein wichtiger Nebeneffekt der Beibehaltung der Zinssätze bei null, um expansive Ausgaben zu ermöglichen, ist die Inflation der Vermögenswerte.

Wie der Enthüllungsjournalist Christopher Leonard in seinem neuen Buch „The Lords of Easy Money“ (Die Herren des leichten Geldes) dokumentiert, hat die Federal Reserve seit den frühen 1990er Jahren und den Tagen des Vorsitzenden Alan Greenspan einen klaren Plan verfolgt:

  1. Bekämpfung der Preisinflation
  2. Vermögenspreisinflation ignorieren
  3. Rettung der Wirtschaft, wenn sie zusammenbricht

Die gewählte Taktik, um dies zu erreichen, bestand darin, die Macht der Fed im Laufe der Zeit immer weiter zu nutzen, um die Zinssätze zu senken. Dies wird deutlich, wenn man sich den Leitzins (Federal Funds Rate) im Laufe der Zeit ansieht, der Ende der 1980er Jahre bei fast 10 % lag und heute praktisch 0 % beträgt.

Mit diesen niedrigen Zinssätzen, schreibt Leonard, „kann der Staat seine Schulden billig finanzieren und den Boom der Aktienmärkte aufrechterhalten. Die Kosten liegen in der quantitativen Lockerung, die die Banken dazu veranlasst, sich zu verschulden und alternative Anlage-Quellen jenseits von Staatsanleihen zu finden, die seit der großen Finanzkrise nicht mehr genügend Zinsen abwerfen.“

Man kann nicht mehr sicher für die Zukunft in langfristigen US-Schatzpapieren sparen, die 5 % pro Jahr bringen. Das war ein Modell, auf das sich einst Pensionsfonds, Versicherungsfonds und Billionen-Dollar-Industrien verlassen konnten.

Der Gründer von BitMEX, Arthur Hayes, äußerte sich vor kurzem zu der bevorstehenden Transformation: „QE ist dazu gedacht, dem Markt über alle Laufzeiten hinweg die Rendite zu entziehen (indem das Angebot an sicheren Anleihen reduziert wird) und die Anleger in risikoreichere Anlagen zu treiben, was die Preise dieser Anlagen in die Höhe treibt.“

Wie die Bank of England erklärt:

‚Wir kaufen britische Staats- oder Unternehmensanleihen von anderen Finanzunternehmen und Pensionsfonds. Wenn wir dies tun, steigt der Preis dieser Anleihen, was bedeutet, dass die Anleiherendite oder der „Zinssatz“, den die Inhaber dieser Anleihen erhalten, sinkt. Der niedrigere Zinssatz für britische Staats- und Unternehmensanleihen schlägt sich dann in niedrigeren Kreditzinsen für Haushalte und Unternehmen nieder … Nehmen wir an, wir kaufen Staatsanleihen im Wert von 1 Million Pfund von einem Pensionsfond. Anstelle dieser Anleihen verfügt der Pensionsfond nun über 1 Million Pfund in bar. Anstatt diese Barmittel zu behalten, wird er sie normalerweise in andere Finanzanlagen, zum Beispiel in Aktien, investieren, die eine höhere Rendite abwerfen. Dadurch steigt der Wert der Aktien, und die Haushalte und Unternehmen, die diese Aktien halten, werden reicher. Dadurch werden sie wahrscheinlich mehr ausgeben, was die Wirtschaftstätigkeit ankurbelt.‘

Merkwürdigerweise scheint die Bank of England zwar offen zuzugeben, dass QE darauf abzielt, eine Inflation von Vermögenswerten zu schaffen, lehnt aber ab, dass niedrige Zinsen ihr Ziel sind.

„QE senkt die Kosten der Kreditaufnahme in der gesamten Wirtschaft, auch für die Regierung“, schreibt sie. Das liegt daran, dass QE unter anderem dadurch funktioniert, dass es die Anleiherendite oder den „Zinssatz“ für britische Staatsanleihen senkt. Aber das ist nicht der Grund, warum wir QE machen. Wir tun es, um die Inflation niedrig und stabil zu halten und die Wirtschaft zu stützen.

Die St. Louis Fed hat einmal behauptet, dass die US-Regierung schließlich alle Vermögenswerte, die sie nach der großen Finanzkrise gekauft hat, an den privaten Sektor zurückverkaufen würde, und damit klargestellt, dass die Fed die Geldschöpfung nicht als dauerhafte Quelle für die Finanzierung von Staatsausgaben“ nutzen würde.

Wie die makroökonomische Analystin Lyn Alden feststellt, ist dies jedoch nie geschehen: „Ein Jahrzehnt später sind die Bestände der Fed an Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten, sowohl in absoluten Zahlen als auch als Prozentsatz des Bruttoinlandsproduktes, weitaus höher als damals, mit steigender Tendenz. Es wurde also klar, dass es sich um eine Monetarisierung von Schulden handelte und handelt.“

Alden liefert dann eine wichtige Erkenntnis: „Dinge wie Gesundheitsvorsorge, Sozialversicherung, Militärausgaben, Krisen-Stimulierungsschecks und so weiter müssten wahrscheinlich reduziert werden, wenn das Finanzministerium sich darauf beschränken würde, nur von realen Kreditgebern zu leihen, anstatt sie sich aus neu geschaffenen Dollar-Töpfen der Federal Reserve zu leihen.“

Tatsächlich brach im September 2019 das Geldmarkt-System zusammen und, wie Alden schreibt, „gingen der US-Regierung die Kreditgeber aus. Ausländer, Pensionen, Versicherungsgesellschaften, Kleinanleger und schließlich große Banken und Hedgefonds kauften zu diesem Zeitpunkt einfach nicht mehr genug Staatsanleihen, verglichen mit der Anzahl der Gewährung von Staatsanleihen durch die Regierung … [also] sprang die Federal Reserve mit neu gedruckten Dollars aus dem Nichts ein und begann, Staatsanleihen zu kaufen, da es keine wirklichen Käufer mehr zu diesen niedrigen Zinsen gab.“

Laut Alden „verstaatlichte die Fed im Grunde den Repo-Markt (Rückkauf-Markt), um den Zinssatz zu senken … die Federal Reserve erlaubte es der US-Regierung, ihre inländischen Ausgaben-Pläne weiterhin zu den aktuellen Zinssätzen zu finanzieren, ohne neue echte Kreditgeber für ihre steigenden Defizite zu finden.“

Das Gleiche gilt natürlich auch für die Auslands- und Militärausgaben.

Insgesamt hat die US-Regierung gezeigt, dass sie – durch die große Finanzkrise, die Repo-Spike-Krise im Jahr 2019 und die Pandemie-Krise im Jahr 2020 – bereit ist, alles zu tun, um die Zinsen niedrig zu halten: ein experimentelles QE-Programm zu starten, um langlaufende Staatsanleihen und Subprime-Hypotheken zu kaufen; die Verstaatlichung der Repo-Märkte und sogar der Märkte für Unternehmensanleihen.

Im März und April 2020 verstaatlichte die Fed im Wesentlichen die privaten Kreditmärkte, indem sie eine „Zweckgesellschaft“ gründete, die Unternehmensanleihen kaufen konnte. Am Ende kaufte die Fed zwar nur 8,7 Milliarden Dollar dieser Art von Wertpapieren, aber sie rettete den Markt durch einen psychologischen Effekt: Jeder weiß, dass es nun auch für Unternehmensanleihen einen Käufer der letzten Instanz gibt.

Die Fed hat die „Zinskurven-Steuerung“ – bei der die Regierung den Preis von Wertpapieren mit längeren Laufzeiten garantiert – nicht ganz so eingesetzt, wie die japanischen und australischen Banken dies in den letzten Jahren getan haben, aber das Thema wird zunehmend diskutiert.

Normalerweise legen die Zentralbanken zwar die kurzfristigen Zinssätze fest, aber der Markt bestimmt die langfristigen Zinssätze. Die Steuerung der Zinskurve ist ein Programm der Zentralbank, mit dem versucht wird, beides zu kontrollieren. Die US-Regierung hat in den 1940er Jahren zur Unterstützung des Zweiten Weltkriegs natürlich einmalig die Zinskurve gesteuert.

VIII. QE und Ungleichheit

Die Federal Reserve listet auf ihrer Website fünf Schlüsselfunktionen auf – darunter zum Beispiel maximale Beschäftigung und Finanzstabilität -, aber nirgends wird eine sechste Funktion genannt: die Schaffung und Aufrechterhaltung von Vermögensblasen zur exponentiellen Bereicherung der amerikanischen Elite.

In einem Land, in dem die obersten 10 % der Bevölkerung 88,9 % der Aktien und Investmentfonds besitzen, ist die Vermögensinflation ein stark umverteilendes Phänomen. Laut Joseph Wang, der den Prozess während seiner jahrelangen Tätigkeit bei der Fed von innen gesehen hat, „scheint QE die Preise von Finanzanlagen anzuheben, aber nicht unbedingt die Wirtschaftstätigkeit“.

„Der Wert von Aktien“, schreibt Christopher Leonard, „stieg in den zehn Jahren nach 2010 stetig an, trotz des schwachen gesamtwirtschaftlichen Wachstums, der weit verbreiteten Lohnstagnation und der zahlreichen internationalen Finanzprobleme, die die Fed als Rechtfertigung für ihre Interventionen anführte.“

Im Vorfeld der globalen Finanzkrise investierten renommierte Institute weltweit in Subprime-Hypotheken-Papiere und Credit Default Swaps und versicherten sich in schwindelerregender Höhe gegen immer riskantere Anlagen. Nach dem Zusammenbruch, als die Zinssätze am unteren Rand der Nullzinsgrenze lagen, mussten die Unternehmen auf der Suche nach Gewinnen noch weiter über die Zinskurve hinausschauen. In jüngster Zeit hat die Null-Zins-Politik (ZIRP – Zero Interest Rate Policy) zu einer explosionsartigen Zunahme der Verschuldung von Unternehmen und zu Aktienrückkäufen geführt, die seit 2011 40 % der Gesamtrendite des S&P ausmachen.

Wie Wang in seinem neuen Buch „Central Banking 101“ schreibt, „hat die quantitative Lockerung dazu beigetragen, die längerfristigen Zinssätze auf ein Rekordtief zu drücken. Die Unternehmen haben die rekordtiefen Zinsen ausgenutzt und rekordverdächtige Beträge an Schulden ausgegeben, die sie zum Rückkauf von Aktien verwenden.“

Die lockere Geldpolitik hat dazu geführt, dass die Macht der Unternehmen gegenüber den Lohnempfängern und Kleinunternehmen zugenommen hat, eine Schlussfolgerung, die durch die Theorie von Shimshon Bichler und Jonathan Nitzan über „Kapital als Macht“ Theorie stark gestützt wird. In diesem Umfeld können Unternehmen mehr Geld verdienen, indem sie Kredite aufnehmen und dann ihre Schulden neu verpacken und verkaufen, als wenn sie sich auf die eigentlichen Produkte konzentrieren. Sie sind auch in der Lage, Aktienrückkäufe zu nutzen, um den Anlageerfolg  der Aktien-Eliten zu erhöhen, anstatt Innovation und Wachstum zu fördern.

1990 besaßen die 1 % der amerikanischen Haushalte 23 % des gesamten Vermögens. Heute, nach mehr als 30 Jahren lockerer Geldpolitik, besitzen sie 32 %. Wie Bichler und Nitzan schreiben, „ist Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen; aber sie ist auch immer und überall ein Umverteilungsphänomen“.

Wie Rosella Cappella Zielinski es ausdrückt, können Haushalte mit mittlerem und niedrigem Einkommen in der Regel keine Kredite vergeben und keine Zinszahlungen erhalten, werden aber trotzdem besteuert. Wenn die Regierung also einen Krieg durch Kreditaufnahme finanziert, kommt es zu einer „gewaltigen Umverteilung von Wohlstand von der Mittelschicht und den einkommensschwachen Haushalten zu den Reichen“.

Alden stellt ähnliche Tendenzen fest: „In den 1990er Jahren besaßen die obersten 10 % der reichsten Haushalte etwa 60 % des Nettovermögens der Haushalte des Landes. Bis 2006 war dieser Anteil auf 65 % gestiegen. Ende 2019 lag er bei über 70 %. Gleichzeitig sank der Anteil des Vermögens der unteren 90 % der Haushalte von 40 % des Nettovermögens der Haushalte des Landes in den 1990er Jahren über 35 % im Jahr 2006 auf weniger als 30 % Ende 2019.“

Dieser Umverteilungseffekt hat sich in den letzten zwei Jahren der Pandemie Finanzpolitik noch verstärkt. Einem Oxfam-Bericht vom Januar 2022 zufolge „hat sich der Reichtum der 10 reichsten Männer der Welt seit Beginn der Pandemie verdoppelt“, während „die Einkommen von 99 % der Menschheit schlechter sind.“

Fed-Kritiker wie Jeff Snider sagen, die Zentralbank sei „schlecht in ihrem Job“ – aber was, wenn ihr Job darin besteht, die amerikanische Elite zu bereichern und die Kreditkosten für Ausgaben wie Krieg niedrig zu halten? Dann könnte man sagen, dass sie ihre Sache ziemlich gut gemacht hat.

Laut Alden ist ein Grund, warum die USA eine viel höhere Vermögenskonzentration haben als der Rest der entwickelten Welt, dass sie prozentual zum Bruttoinlandsprodukt mehr für das Militär ausgeben, was im Allgemeinen nicht die wirkungsvollste Verwendung der Ausgaben für das Gedeihen der Menschen im Land ist. Sie sagt, die USA hätten zum Beispiel die 1 Billion Dollar, die sie für Kredite für den Krieg ausgeben, stattdessen für Lohnsteuersenkungen für Arbeitnehmer oder für die Infrastruktur verwenden oder einfach eine niedrigere Schuldenquote beibehalten können. Sie verweist auf Japan als eine Gesellschaft mit einer sehr hohen Verschuldung, die ausschließlich im Inland für eine günstige Gesundheitsversorgung und die Aufrechterhaltung des Gesellschaftsvertrags verwendet wird. Daher gibt es dort weniger Populismus, weniger Polarisierung, ein höheres mittleres Vermögen und so weiter.

Aber Amerika ist nicht Japan. Die lockere Geldpolitik verringert die Ungleichheit nicht, sondern verschlimmert sie noch. Und einer der größten Faktoren sind die Kriegsausgaben.

„Bis 2030“, so Heidi Peltier, „werden die Amerikaner mehr als 2 Billionen Dollar allein für [Kriegs-]Zinsen ausgegeben haben, und zwar nicht für irgendetwas Produktives oder auch nur für eine militärische Aktion, die uns angeblich sicherer machen könnte. Die Kosten für das Land sind also mehr als nur die Mittel, die für den Krieg und nicht für friedliche Aktivitäten verwendet werden, sondern vor allem die Mittel, die für Zinszahlungen verschwendet werden, statt für produktive Investitionen, nützliche Programme oder niedrigere Steuern. Anstatt 2,4 % unseres Bruttoinlandsproduktes für Zinszahlungen auszugeben, wie könnten wir diese Mittel sonst produktiv einsetzen?“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine wesentliche Auswirkung der Überlegungen zur nationalen Sicherheit, die niedrigen Zinssätze beizubehalten, in der Zunahme der Ungleichheit in den USA besteht, einem „Reiche-werden-reicher“-Szenario, das sogar über das hinausgeht, was in den 1920er Jahren zu beobachten war.

Wäre das politische System der USA nicht auf einer Mischung aus Schulden-Monetarisierung und zügellosen Kriegen – und der Finanzierung von Militärausgaben ohne öffentliche Zustimmung – aufgebaut, so fragt man sich, wie die US-Kriegsführung aussehen würde.

Man stellt sich eine begrenztere Operation vor, die sich mehr auf die Verteidigung des Heimatlandes gegen reale Bedrohungen konzentriert und nur Aktionen durchführt, die bei der Öffentlichkeit beliebt sind, um nicht aus der Finanzierung herauszufallen.

IX. Finanzcrashs und schuldenfinanzierter Krieg

In seinem provokanten Buch „The Political Economy Of American Hegemony“ (Die politische Ökonomie der amerikanischen Hegemonie) argumentiert der politische Ökonom Thomas Oatley, dass die schuldenfinanzierten militärischen Aufrüstungen der USA in den 1960er-, 1980er- und 2000er-Jahren jeweils zu einem Währungs-, Banken- und Immobilien-Kollaps geführt haben.

Oatley argumentiert, dass schuldenfinanzierte Militäraufrüstungen im Zeitalter der Fiat-Währungen tatsächlich zu Rezessionen führen. Er betrachtet die Aufrüstung in Vietnam in den späten 1960er Jahren, gefolgt von der Abwertung des Dollars und dem Ende des Goldstandards; die antisowjetische Aufrüstung in den 1980er Jahren, ausgelöst durch die Invasion Afghanistans, gefolgt von der „Savings and Loan Crisis“ und dem Schwarzen Montag; und den Krieg gegen den Terror, ausgelöst durch den 11. September 2001, auf den die großen Finanzkrise folgte.

Er kommt zu dem Schluss, dass, wenn die Vereinigten Staaten Kredite aufnehmen, um Kriege zu führen, die Wirtschaft in ein Defizit gerät, überhitzt und zusammenbricht: eine weitere Auswirkung der Schuldenfinanzierung militärischer Konflikte, die die Ungleichheit noch verstärkt.

Oatley zufolge „stellen die militärischen Aufrüstungen der Nachkriegszeit große wirtschaftliche Ereignisse dar – sie haben die Staatsausgaben im Durchschnitt um etwa 2 % des BIP in vier oder mehr aufeinanderfolgenden Jahren erhöht. Um dies in den richtigen Kontext zu setzen, sollte man bedenken, dass der „American Recovery and Reinvestment Act (ARRA)“, der im Februar 2009 als Konjunkturpaket zur Bekämpfung der Großen Rezession verabschiedet wurde, die Staatsausgaben in den Jahren 2009 und 2010 um 230 Milliarden Dollar oder etwa 1,5 % des Bruttoinlandsproduktes erhöht hat … Die typische militärische Aufrüstung der Nachkriegszeit hatte somit eine verhältnismäßig größere und nachhaltigere Auswirkung auf die Staatsausgaben als der fiskalische Stimulus, der zur Bekämpfung der tiefsten Rezession der amerikanischen Nachkriegszeit verabschiedet wurde.“

Im Wesentlichen argumentiert Oatley, dass Militärausgaben zu zyklischen Wirtschaftseinbrüchen führen, die dem Durchschnittsamerikaner schaden. Er sagt, die USA hätten seit den 1970er Jahren keinen „Run on the Dollar“ mehr erlebt, weil die weltweite Nachfrage nach dem Dollar gestiegen sei. Jedes andere Land hätte kollabieren können, aber da der Dollar die Reservewährung ist, ist er geschützt. Anstatt sich in Form einer Währungsabwertung zu zeigen, sei ein solcher Druck in Form eines Zusammenbruchs der Märkte entstanden, so Oatley.

„Amerikas Finanzmacht“, schreibt Oatley, „erlaubt es der US-Regierung, die Militärausgaben als Reaktion auf ausländische militärische Herausforderungen drastisch zu erhöhen, ohne einen politischen Konflikt darüber austragen zu müssen, wie dies bezahlt werden soll. Da die Vereinigten Staaten über längere Zeiträume hinweg Kapital in großen Mengen zu niedrigen Kosten importieren können, stehen die politischen Entscheidungsträger kaum unter dem Druck des Marktes, sich auf Maßnahmen zum Defizitabbau zu einigen. Und die Leichtigkeit, mit der die USA ausländisches Kapital anziehen, bedeutet, dass der private Sektor auch nicht mit höheren Kreditkosten infolge der staatlichen Kreditaufnahme konfrontiert ist. Daher hat der Unternehmenssektor wenig Grund, die Regierung unter Druck zu setzen, den Haushalt auszugleichen, und der Finanzsektor profitiert von der Vermittlung des größeren Geldvolumens, das in die amerikanische Wirtschaft fließt. Die Finanzmacht ermöglicht es der US-Regierung, die Militärausgaben zu erhöhen, ohne Sozialprogramme kürzen zu müssen, ohne den privaten Konsum zu reduzieren und ohne die Investitionen des privaten Sektors zu verringern.

Und so, wie die Fed den Anleihemarkt als Kontrollinstrument gegen Militärausgaben beseitigt hat, beseitigt die Dollar-Hegemonie auch die Schuldenlast als Kontrollinstrument gegen Militärausgaben.

„Die amerikanischen Politiker“, schreibt Oatley, „fanden heraus, dass sie in einer Welt lebten, in der Kapital in potenziell unbegrenztem Umfang zur Verfügung stand. Der Zugang zu den globalen Finanzmärkten würde es dem Staat erlauben, schwierige politische Entscheidungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben, wenn es darum ging, Kapital zwischen konkurrierenden sozialen Prioritäten zu verteilen.“

Es ist eine wirkungsvolle Kombination: die Vorherrschaft des Dollars und QE. Aber sie ist nicht nachhaltig.

X. Rückläufige Auslandsnachfrage nach US-Schulden

Die jüngste Ausweitung der Intervention der Federal Reserve auf dem US-Anleihemarkt erfolgt zu einem wichtigen geopolitischen Zeitpunkt.

Die Staatsverschuldung der USA erreicht eine Gefahrenzone. Die Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt hat mit über 130 % einen historischen Höchststand erreicht und liegt damit sogar über dem Höchststand während des Zweiten Weltkriegs. Das Congressional Budget Office prognostiziert für die nächsten drei Jahrzehnte neue Defizite in Höhe von 112 Billionen Dollar, was die Verschuldung auf über 200 % des Bruttoinlandsproduktes treiben würde. In dieser zukünftigen Welt wären die Zinszahlungen für die Schulden die größte Ausgabe des Bundes und würden fast die Hälfte aller Steuereinnahmen verschlingen.

„Wenn ein Land eine Verschuldung von etwa 100 % des Bruttoinlandsproduktes erreicht, ist die Situation nahezu unrettbar“, schreibt Alden. „Es besteht eine verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Anleihen einen Zahlungsausfall vermeiden und Zinsen zahlen können, die höher sind als die vorherrschende Inflationsrate. Mit anderen Worten: Diese Anleihen werden höchstwahrscheinlich für die Gläubiger, die diesen Regierungen Geld geliehen haben, auf die eine oder andere Weise an Kaufkraft verlieren.“

Alden schreibt weiter, dass „von 51 Fällen, in denen die Staatsverschuldung seit 1800 130 % des Bruttoinlandsproduktes überschritten hat, 50 Regierungen in Verzug geraten sind.“ Die einzige Ausnahme sei Japan, das – im Gegensatz zu den USA – die größte Gläubigernation der Welt ist.

Sie schätzt das Verhältnis von Schulden zu Einnahmen der US-Regierung heute auf „32,5 Billionen Dollar geteilt durch 4,25 Billionen Dollar, also etwa 7,6x“.

Wenn Amerika ein Unternehmen wäre, sagt sie, „hätte es den Status einer Ramschanleihe“. Sie weist darauf hin, dass jede 1 %-ige Erhöhung der Zinssätze für 30 Billionen Dollar Schulden zusätzliche 300 Milliarden Dollar pro Jahr an Kosten bedeutet. Alden bezeichnet die Kriege nach 9/11 als „Wendepunkt“ für die US-Finanzpolitik, „da sie die Staatsverschuldung um Billionen erhöht haben, ohne das BIP wesentlich zu steigern.“

Brian Reidl, Senior Fellow des Manhattan Institute, schreibt: „Wenn Washington feststellt, dass die steigende Verschuldung seine fiskalische Nachhaltigkeit von der Gnade der Zinssätze abhängig macht, gibt es wenig Zweifel daran, dass Präsidenten, Finanzminister und der Kongress die Federal Reserve unter Druck setzen werden, künstlich niedrige Zinssätze zu versprechen, einschließlich der Monetarisierung eines Großteils der Schulden, wenn nötig.“

Dies kann natürlich nur geschehen, wenn Amerika den Kaufrausch seiner Schulden aufrechterhalten kann.

Ein wichtiger Trend in der Ära des Fiat-Standards ist der Versuch der US-Regierung, Käufer für ihre Schulden zu finden. Viele Jahrzehnte lang war sie damit erfolgreich, oft durch Zwang.

In den späten 1960er Jahren, als das Zahlungsbilanzdefizit der USA zum ersten Mal ein großes Problem darstellte und Amerika begann, dauerhaft zu einem Schuldnerland zu werden, wurde dieses Problem teilweise durch Deutschland angegangen. Präsident Johnson setzte Drohungen ein, um die Westdeutschen zu zwingen, mehr US-Staatsanleihen zu kaufen, als sie es sonst getan hätten.

Als Nächstes waren die Staaten der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) an der Reihe. Mit der Schaffung des Petrodollarsystems im Jahr 1974 erklärten sich die neureichen OPEC-Staaten unter der Führung Saudi-Arabiens bereit, den Ölpreis in Dollar anzugeben und ihre Dollar-Gewinne im Gegenzug für Waffen und Schutz in US-Schulden umzuwandeln. In den 1980er Jahren war Japan das nächste Land, das aufgrund des Plaza-Abkommens und anderer internationaler Vereinbarungen gezwungen war, US-Schulden zu kaufen.

In den 2000er Jahren wendete die US-Regierung enorme Ressourcen auf, um eine Politik zu verfolgen, die dazu führte, dass China US-Schulden anhäufte, einschließlich der Aufnahme des Landes in die Welthandelsorganisation, was dem Land half, Dollar zu verdienen, die es in Staatsanleihen im Wert von mehr als 1 Billion Dollar umwandelte.

Von Vietnam bis zum Irak erzeugten die Deutschen, die Japaner, die OPEC-Staaten und schließlich die Chinesen einen geringen Kaufdruck auf die US-Schulden, sodass die USA ihre Kriegsführung kontinuierlich ausweiten konnten, während ihre Produktionsbasis zurückging.

Da der Dollar im Laufe der Zeit zur Weltreservewährung wurde, gab es natürlich Gründe des freien Marktes, warum die Anleger in Scharen in US-Schulden investierten. Amerika hat schließlich die stärkste Wirtschaft der Welt und ist am wenigsten anfällig für Zahlungsausfälle. Die oben erwähnte Zwangstaktik führte jedoch zu einem System, in dem es eine noch größere Nachfrage und niedrigere Zinssätze gab, als es sonst möglich gewesen wäre.

Da die Kriege nach dem 11. September 2001 auf den Anleihemarkt angewiesen waren, trugen Ausländer – darunter Deutsche, Japaner, Saudis und Chinesen – zunächst zur Finanzierung der US-Militäroperationen bei und finanzierten zwischen 2001 und 2020 bis zu 40 % der gesamten Kriegsausgaben. Doch jetzt ändern sich die Dinge.

Der Finanzanalyst Luke Gromen hat darauf hingewiesen, dass die wichtigsten Länder in den letzten zehn Jahren ihre Käufe von US-Staatsanleihen eingestellt oder verlangsamt haben. Diese Dynamik begann sich mit der großen Finanzkrise zu ändern. Schockiert von den Bemühungen der USA, die Finanzmärkte zu retten, begann die chinesische Regierung, die Glaubwürdigkeit der US-Schulden infrage zu stellen. Im Jahr 2013 handelte sie förmlich und reduzierte ihre Käufe massiv. Viele andere Länder folgten diesem Beispiel. Der prozentuale Anteil des ausländischen Eigentums an US-Schulden ist in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen.

China, das seine Bestände zwischen 2004 und 2012 auf 1,3 Billionen US-Dollar vervierfacht hat, hat seine Netto-Bestände in den letzten zehn Jahren sogar reduziert, ebenso wie Japan und Deutschland. Zum Teil aufgrund der Kriege nach dem 11. September 2001 und zum Teil aufgrund der großen Finanzkrise hat das Vertrauen in das Dollar-System zu schwinden begonnen. US-Anleihen haben in den ersten Monaten des Jahres 2022 rund 4 % ihres Wertes verloren.

Wie Gromen hervorhebt, besaßen Ausländer vor der globalen Finanzkrise rund 60 % der US-Schulden. Heute liegt ihr Anteil bei unter 40 %. Die Lücke wurde von der Fed und einem Markt geschlossen, der weiß, dass die Fed der Käufer der letzten Instanz sein wird.

Der springende Punkt ist, dass ohne die neue Politik von Quantitative Lockerung (QE) und Null-Zins-Politik (ZIRP), die dazu führt, dass die US-Regierung Billionen ihrer eigenen Schulden vom Weltmarkt nimmt, die Renditen für Staatsanleihen höher wären und die ewigen Kriege kürzer wären.

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Federal Reserve nur sehr wenig Einfluss auf die Zinssätze hat und dass das Zeitalter der niedrigen Zinssätze nicht auf die Politik der Fed zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf die wachsende weltweite Nachfrage nach US-Schulden im Euro-Dollar-System und ein Zeitalter der Deflation und der Dollar-Knappheit. Sie unterstellen, dass die Welt freiwillig, aus Eigeninteresse, den US-Militärstaat gegen ihren eigenen Willen aufpumpt, weil sie Staatsanleihen will – das internationale Basisgeld der letzten 50 Jahre.

Daran ist mehr als ein Körnchen Wahrheit. Regierungen, Privatunternehmen und Einzelpersonen weltweit brauchen und wollen Dollars, vor allem in Krisenzeiten.

Aber wären Staatsanleihen so wertvoll, so gefragt und daher so günstig, wie sie von der US-Regierung zurückgezahlt werden, wenn die amerikanische Zentralbank nicht in den Anleihemarkt eingreifen würde? Wenn ein Akteur etwas im Wert von fast 9 Billionen Dollar kauft, wird dies Auswirkungen auf den Markt haben.

Letzten Endes ist klar, dass die derzeitige globale Kriegsführung der USA von der durch QE angetriebenen Inlandsnachfrage nach Staatsanleihen abhängt. Nur wenige Amerikaner wären mit dem Endergebnis von weniger Ersparnissen, mehr Kriegen und weniger Kontrolle der Bürger über die staatliche Politik einverstanden, wenn sie nur wüssten, was vor sich geht.

XI. Der Aufstieg der Bitcoin-Friedenstheorie

Um den bisherigen Verlauf dieses Essays zu rekapitulieren:

  • Amerikas Kriege nach dem 11. September 2001 wurden vollständig über Kredite finanziert und haben sich immer weiter vom täglichen Leben und dem öffentlichen Diskurs entfernt.
  • Die US-Regierung hat in noch nie dagewesenem Maße in die Anleihemärkte eingegriffen, was dazu beigetragen hat, den Preis für die Kreditaufnahme für den Krieg niedrig zu halten.
  • Zu den negativen Externalitäten des schulden-finanzierten Krieges gehören ein Anstieg der Ungleichheit aufgrund der Inflation der Vermögenswerte sowie zyklische Wirtschaftskrisen.
  • Die einzige Möglichkeit, dieses System aufrechtzuerhalten, ist eine weitere Schulden-Monetarisierung durch die Gewährung neuer Anleihen und QE, da die ausländische Nachfrage nach US-Schulden ihren Höhepunkt erreicht hat.
  • Die Finanzierung von Kriegen durch Kreditaufnahme macht Konflikte wahrscheinlicher, gefährdet die demokratische Friedenstheorie und untergräbt letztlich die Demokratie selbst.

Sind schulden-basierte Währungssysteme kriegerischer als rohstoff-basierte Währungssysteme? Eines ist sicher: Ersteres erlaubt es, Kriege weit über das hinaus auszudehnen, was sonst möglich wäre.

Nehmen Sie Putin. Nach der Invasion in der Ukraine ist er nun weitgehend vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten. Er kann sich nicht ohne weiteres auf den internationalen Märkten verschulden. Ja, er hat strategische Reserven, eine niedrige Staatsverschuldung, einen ausgeglichenen Haushalt und Zahlungsströme für Öl und Gas. Aber ein Krieg ist extrem teuer – insbesondere dieser kostet ihn 20 Milliarden Dollar pro Tag – und sein Regime hat noch andere Kosten. Wenn seine Ukraine-Operation nicht sofort erfolgreich ist, muss Putin seine Reserven abbauen – die in wenigen Monaten aufgebraucht sein werden – oder den Rubel abwerten, um den Krieg zu finanzieren. Natürlich kann er auch QE betreiben, aber er ist nicht in der Lage, unbegrenzt Anleihen zu kaufen.

Putin kann einen Krieg nicht ewig fortsetzen, ohne seinen Bürgern reale Kosten aufzuerlegen, die sich schließlich wehren könnten. Und das ist eine gute Sache. Die Vereinigten Staaten hingegen haben auf dem Höhepunkt ihrer Macht einen magischen Weg gefunden, um Kriege ohne Einschränkung zu finanzieren.

Indem Amerika sein Privileg als Emittent der Weltreservewährung missbraucht hat, hat es zukünftigen Bevölkerungen Kriegskosten auferlegt und es möglich gemacht, langwierige Konflikte auf mehreren Kontinenten ohne die Zustimmung oder gar das Wissen der Öffentlichkeit zu führen.

Dies ist das Endspiel des Fiat-Zentralbankwesens: eine vorgeblich „demokratische“ Regierung, die auf unerklärliche Weise Geld ausgibt und letztlich einige wenige auf Kosten des Rests bereichert. Dieser Endzustand könnte durch das Aufkommen digitaler Zentralbankwährungen noch verstärkt werden, die Banknoten und Münzen als „Bargeld“ in der Realwirtschaft ersetzen sollen und den Regierungen die Möglichkeit geben, problemlos Helikoptergeld auszugeben, Negativzinsen einzuführen, Verfallsdaten für Ersparnisse festzulegen, politische schwarze Listen zu führen, einen totalen Finanz-Überwachungsstaat zu installieren und die Macht über die Privatwirtschaft weiter auszubauen.

Im Rahmen der Recherchen für diesen Aufsatz habe ich mit einem Wertpapierhändler gesprochen, der in den letzten zehn Jahren viel mit der Fed und dem Primärhändler-System zu tun hatte.

Er erklärte, dass die Macht der Federal Reserve viele Ausgaben des Kongresses ermöglicht, und dass ohne die Intervention der Fed die Zinssätze höher wären, was zu höheren Steuern führen würde, was wiederum ein größeres öffentliches Interesse daran wecken würde, wie das Geld ausgegeben wird. Kurz gesagt, die Intervention der Fed hat dazu beigetragen, Ausgaben vor der Öffentlichkeit zu verbergen und dem Staat unkontrollierte Macht zu geben.

Die Amerikaner befinden sich heute in einer Situation, in der Kriegsgläubiger, die Staatsanleihen kaufen, nicht unbedingt wissen, dass sie für den Krieg bezahlen. Und das von Fiat-Währungen angetriebene Zentralbanksystem, das hinter all dem steht, stützt einen aufgeblähten, ineffizienten und undemokratischen Kriegsführungsstaat.

Es gibt drei mögliche Lösungen für dieses Problem.

Die erste wäre die Wehrpflicht. Wenn sich jeder Amerikaner zum Militärdienst verpflichten müsste, könnten die Bürger viel mehr über die Kriegsführung debattieren, als sie es heute tun. Existenzielle oder gerechte Kriege würden zwar immer noch geführt, aber es gäbe ein ernsthafte Zurückhaltung, Familie und Freunde ins Ausland zu schicken, wenn es nicht um etwas so Gravierendes geht wie Pearl Harbor.

Zweitens würden die Kriegssteuern und die Kriegsanleihen wieder eingeführt. Eine neue, speziell ausgewiesene Pauschalsteuer für das amerikanische Volk zur Finanzierung des weltweiten Krieges gegen den Terrorismus mit klaren Anweisungen, was damit finanziert werden soll, wäre hilfreich. Das Gleiche gilt für die Ausgabe von Kriegsanleihen, bei denen die US-Regierung einen bestimmten Prozentsatz ihrer Staatsanleihen verkaufen müsste, die als solche gekennzeichnet sind, und die auf dem freien Markt gehandelt werden könnten. Vielleicht wäre es der Fed sogar verboten, sie zu kaufen und ihren Wert aufzublähen.

Die Wehrpflicht und neue aggressive Kriegssteuern sind nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch politisch unmöglich. Damit bleibt eine dritte Alternative zum Status quo: eine Umstellung des Geldsystems auf einen Bitcoin-Standard.

Natürlich würde sich keine Zentralbank jemals dazu entschließen, ihre Kontrolle über das Geld aufzugeben. Keine Gruppe von Bürokraten würde sich jemals selbst Beschränkungen auferlegen. Aber Bitcoin könnte sie in Zugzwang bringen. In den ersten zehn Jahren seines Bestehens hat er sich von einem mysteriösen Posting auf einem Cypherpunk-Messageboard zu einem Billionen-Dollar-Vermögen entwickelt, und angesichts der globalen makroökonomischen Politik – in die extreme Inflation, Finanz-Zensur, lästige Sanktionen, aufdringliche Überwachung und ausbeuterische Zahlungsunternehmen die neue Norm sind – hat er beträchtliche Aussichten auf eine weltweite Verbreitung.

Als einzige digitale Währung der Welt mit einer glaubhaft vorhersehbaren Geldpolitik könnte Bitcoin sehr wohl weiter wachsen und die Rolle des Wertaufbewahrungsmittels einnehmen, die derzeit Gold, Immobilien, Aktien und Staatsanleihen mit negativen Renditen innehaben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Bitcoin eines Tages zur globalen Reservewährung wird und ein Vermögenswert, um den Regierungen durch Mining, Besteuerung, Anreize oder Beschlagnahmung konkurrieren.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Bitcoin auch zum weltweit gewünschten Tauschmittel für alle Bürger wird. Das mag heute noch weit hergeholt erscheinen, aber denken Sie an das Thiers’sche Gesetz, ein wirtschaftlicher Trend in Ländern, die sich dem Dollar annähern, wo das lokale Papiergeld so schlecht wird, dass das gute Geld das schlechte verdrängt. In ähnlicher Weise könnten Händler im Laufe der Zeit Ihren Bitcoin wollen, nicht Ihr Fiat, und so die von der Regierung geschaffenen Währungen aus dem Verkehr ziehen oder zumindest ihre Verwendung deutlich reduzieren.

Das wäre der Bitcoin-Standard, und in diesem Zeitrahmen könnte die Fed, die mit einem BTC-Reservekonto arbeitet, nicht einfach unendlich viele Vermögenswerte kaufen. Sobald ihre Bitcoin-Reserve zur Neige ginge, müsste sie zwangsläufig Steuern erheben oder Anleihen zu nicht subventionierten Zinssätzen verkaufen, um mehr zu kaufen. Amerikas wirtschaftliche Erwägungen würden eher denen ähneln, die die meisten Länder der Welt heute anstellen, die sorgfältig über ihre Ersparnisse nachdenken und harte Entscheidungen über ihre Ausgaben treffen müssen, um ihre Reserven nicht zu erschöpfen.

Dies mag wie der Goldstandard klingen – der von den Regierungen, die das Edelmetall beschlagnahmen, zentralisieren und demonetisieren konnten, zunichtegemacht wurde -, aber er unterscheidet sich in zwei entscheidenden Aspekten.

Im Gegensatz zu Gold, dessen Produktion fest in der Hand einer Handvoll Mega-Konzerne liegt, wird Bitcoin von einer Software betrieben, die pseudonym über den ganzen Globus auf Zehntausenden von privat betriebenen Servern verstreut ist. Für seine Nutzer besteht ein starker Anreiz, niemals eine neue Version der Software mit mehr als 21 Millionen Bitcoin herunterzuladen und auszuführen. Und im Gegensatz zu Gold wird Bitcoin hauptsächlich von Privatpersonen gehalten, nicht von Regierungen oder Unternehmen. Das macht es viel schwieriger, den fairen Marktpreis über lange Zeiträume zu drücken.

Die sich abzeichnenden globalen makroökonomischen Bedingungen machen eine weitere Verbreitung von Bitcoin noch wahrscheinlicher. Ein Jahrzehnt mit niedrigen Zinsen und hoher Inflation steht wahrscheinlich bevor. Diese finanzielle Unterdrückung wird die Menschen weiterhin zu dem Geld treiben, das nicht entwertet werden kann.

Bei einem Bitcoin-Standard wären die Regierungen stärker in die Enge getrieben. Sie wären immer noch in der Lage, Kredite aufzunehmen, um Ausgaben zu bezahlen, Fiat-Währungen auszugeben und Volkskriege zu führen. Aber sie müssten der Öffentlichkeit gegenüber viel transparenter sein, was die Ausgaben betrifft, da die Staaten bei ihren Einnahmen stärker auf die Zustimmung und Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen wären und die Zinssätze für Staatsanleihen nicht so leicht manipuliert werden könnten.

Ja, in einem Bitcoin-Standard würden alle Ausgaben stärker überwacht werden. Aber überlegen Sie mal, was in einem solchen Szenario zuerst gekürzt würde: Ausgaben für ewige Kriege in fernen Ländern, die nur dazu führen, dass sich militärische Auftragnehmer bereichern, oder Ausgaben für die Verbesserung der inländischen Infrastruktur, des Bildungs- und Gesundheitswesens? Das amerikanische System, das bereits dazu neigt, soziale Ansprüche mit Steuern und ausländische Militäraktionen mit Krediten zu finanzieren, könnte uns die Antwort verraten.

Eine Rasmussen-Umfrage vom 1. März 2022 ergab, dass 53 % der Demokraten und 49 % der Republikaner der Meinung sind, das US-Militär solle sich an einem größeren Krieg beteiligen, wenn dieser in Europa ausbricht. Man fragt sich, wie hoch die Unterstützung wäre, wenn die Fragen auf den Kosten basieren würden und nicht nur auf der Stimmung: Würden Sie eine Kriegssteuer unterstützen? Kriegsanleihen kaufen? Würden Sie eine Rückkehr zur Wehrpflicht befürworten?

Vielleicht würden die Amerikaner in der Tradition des Zweiten Weltkriegs einen solchen Krieg als existenziell für die Demokratie ansehen und mit ihrem eigenen Blut und ihren eigenen Staatsschatz auf eine Beteiligung der USA drängen. Vielleicht würden sie aber auch warten, bis sie direkt angegriffen werden, wie es in Pearl Harbor der Fall war. In jedem Fall kann ein Krieg, der auf breiter Front von der Bevölkerung getragen wird, mit jedem Währungsstandard geführt werden. Aber die ewigen Kriege im Nahen Osten und in Asien, die nichts mit dem Leben der Durchschnittsamerikaner zu tun haben, sind nur mit dem Fiat-Standard möglich. Ein Bitcoin-Standard würde sie ablehnen.

Die Kosten des Krieges mögen in den heutigen Demokratien auf gefährliche Weise unsichtbar sein. Aber das muss nicht für immer so bleiben.


Dies ist ein Gastbeitrag von Alex Gladstein im Bitcoin-Magazine. Die geäußerten Meinungen sind ausschließlich seine eigenen und spiegeln nicht notwendigerweise die von Aprycot Media wider.

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