Die Philosophie des Maximalismus der Freiheit

Warum Freiheit die Grundlage für Handeln, die Schaffung von Wohlstand und ein ethisches Leben ist

Aus dem Original “The Philosophy of Freedom Maximalism” von Robert Breedlove. Veröffentlicht am 15. Oktober 2021. Übersetzt von Juniormind, Lektorat durch stfano.

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Der Maximalismus der Freiheit ist eine geradlinige Philosophie, die in einer unbestreitbaren Realität wurzelt: Jeder Mensch gehört sich selbst. Individuelles Selbsteigentum ist unumstößlich. Die Behauptung, dass das individuelle Selbsteigentum unwahr ist, ist selbst ein Ausdruck des individuellen Selbsteigentums – man kann nicht dagegen argumentieren, ohne es dadurch zu beweisen. Genauso wie eine gerade Linie die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten im flachen Raum ist oder 2+2=4, so ist jeder Mensch Eigner seiner selbst. Es sind keine Experimente nötig, um solche axiomatischen, apriorischen Wahrheiten zu überprüfen: Sie sind, wie die amerikanischen Gründerväter sagten, selbstverständlich. Wenn jemand behauptet, dass 2+2=5 ist, brauche ich keine Experimente durchzuführen, um seine Behauptung empirisch zu überprüfen, sie ist apriori falsch. Ähnlich verhält es sich, wenn jemand behauptet, individuelles Selbsteigentum sei unwahr, dann beweist er dadurch, dass „nichts vor“ der Realität des Selbsteigentums steht – was von vornherein wahr ist.

Individuelles Selbsteigentum ist eine Realität, die sich nicht einschränken lässt.

Individualismus ist axiomatisch

Viele moderne Menschen glauben, es sei notwendig, Wissen durch Experimente zu „beweisen“. Aber apriorisches Wissen ist nicht empirisch. Stattdessen wird Apriori-Wissen aus einer Reihe von Grundsätzen abgeleitet: Es wird aus grundlegenden Annahmen vernunftbasiert hergeleitet. Aus diesem Grund wird die Apriori-Epistemologie manchmal auch als Rationalismus bezeichnet. Im Gegensatz dazu steht die Welt der wissenschaftlichen Methode, die Hypothesen, Experimente und Iterationen umfasst und als Empirismus bezeichnet wird. Rationalismus erklärt, wie wir sehen, Empirie erklärt, was wir sehen. Apriori, axiomatisch abgeleitete Wahrheiten überstimmen und korrigieren die Beobachtung, nicht umgekehrt. Der Rationalismus ist für das Wissen grundlegender als der Empirismus.

In der Ökonomie gibt es mehrere Wahrheiten, die im Rationalismus verwurzelt sind. Zum Beispiel sind mehr Güter immer attraktiver als weniger (was offensichtlich scheint, da Überfluss besser als Mangel ist). Zu den weiteren apriorischen Wahrheiten der Wirtschaftswissenschaften gehört, dass früherer Konsum dem späteren vorgezogen wird, dass die Produktion dem Konsum vorausgehen muss, dass das, was jetzt konsumiert wird, nicht noch einmal konsumiert werden kann, dass die Besteuerung die Produktivität verringert und dass jede Besteuerung zu einer Zweiteilung der Gesellschaft führt (in Netto-Steuerzahler und Steuerempfänger). All dies ergibt sich aus dem Grundsatz der Ökonomie: Der Mensch muss handeln.
Individuelles Selbsteigentum ist durch Handeln leicht nachweisbar. Wenn ich versuche, deinen linken Arm zu bewegen, geschieht nichts. Aber wenn du versuchst, deinen eigenen linken Arm zu bewegen, geschieht etwas. Es gibt keine Argumente, Richtlinien oder Vorschriften, die daran etwas ändern können. Ich besitze mich, du besitzt Dich. Selbst wenn du dein Selbsteigentum verkaufen wolltest, könntest du das nicht. Du kannst dich dafür entscheiden, deine Zeit gegen Geld oder andere Güter einzutauschen, aber es ist unmöglich, deinen freien Willen zu verkaufen. Wie Rothbard in The Ethics of Liberty schreibt, ist der freie Wille unveräußerlich:

„Der Unterschied zwischen der veräußerbaren Arbeitsleistung eines Menschen und seinem unveräußerlichen Willen kann weiter erklärt werden: Ein Mensch kann seine Arbeitsleistung veräußern, aber er kann nicht den kapitalisierten zukünftigen Wert dieser Leistung verkaufen. Kurz gesagt, er kann sich nicht von Natur aus in die Sklaverei verkaufen und diesen Verkauf erzwingen lassen, denn das würde bedeuten, dass er seinen zukünftigen Willen über seine eigene Person im Voraus aufgibt. Kurzum, ein Mensch kann natürlich seine Arbeitskraft gegenwärtig für den Nutzen eines anderen aufwenden, aber er kann sich nicht, selbst wenn er es wollte, in das dauerhafte Kapitalgut eines anderen Menschen versetzen. Denn er kann sich nicht seines eigenen Willens entledigen, der sich in künftigen Jahren ändern und das gegenwärtige Arrangement verwerfen kann. Der Begriff der ‚freiwilligen Sklaverei‘ ist in der Tat ein widersprüchlicher, denn solange der Arbeiter sich dem Willen seines Herrn freiwillig unterwirft, ist er noch kein Sklave, da seine Unterwerfung freiwillig ist; wenn er aber später seine Meinung ändert und der Herr seine Sklaverei mit Gewalt erzwingt, wäre die Sklaverei dann nicht freiwillig.“

Deine Willenskraft gehört dir und nur dir allein: Wer diese apriorische Wahrheit leugnet, betrügt sich selbst. Einfach ausgedrückt: Niemand kann einen höheren Anspruch auf das eigene Leben erheben als man selbst. Der Begriff Eigentum (engl. property) leitet sich von dem lateinischen Wort proprius ab, was so viel wie „das Eigene“ bedeutet. Alle Individuen besitzen sich selbst frei und ungehindert. Keine Person oder Gruppe kann eine andere besitzen. Die individuelle menschliche Vernunft, das Bewusstsein und die Willenskraft sind unveräußerliches Eigentum: Sie können nicht entfremdet oder ausgetauscht werden, auch nicht freiwillig. Jeder Eigentumsanspruch, den jemand auf einen anderen erhebt, ist eine Lüge. Individualismus ist die axiomatische Wahrheit der menschlichen Existenz.

Das Individuum: Eine Gemeinschaft über die Zeit hinweg

Individuen existieren intertemporal: Jeder von uns ist eine Gemeinschaft von Ichs, die sich über die Zeit erstreckt. Jede menschliche Handlung ist ein Handel mit einem abstrakten, potenziellen zukünftigen Ich: heute lesen, morgen klug sein; heute investieren, morgen reicher sein. Aufopferung und verzögerte Belohnung – kurz gesagt: Arbeit – bringen sowohl den Einzelnen als auch die Wirtschaft voran.

Jedes Individuum drückt in seinen Handlungen eine Zeitpräferenz aus. Je geringer die „Zeitpräferenz“ einer Person ist, desto mehr Rücksicht nimmt sie bei jeder Handlung auf andere (gegenwärtige und abstrakte zukünftige) Menschen. Eine geringere Zeitpräferenz spiegelt einen größeren Bereich der Rücksichtnahme und damit eine höhere Moral wider. Die Zeitpräferenz wird durch den natürlichen Zinssatz auf dem freien Markt quantifiziert. Der natürliche Zinssatz, der oft als „Preis des Geldes“ bezeichnet wird, gibt an, inwieweit die Marktteilnehmer es vorziehen, Kapital in der Gegenwart zu erhalten, anstatt in der Zukunft. Mit anderen Worten: Je höher der Zinssatz ist, desto mehr sind die Marktakteure daran interessiert, das Kapital lieber früher als später zu erhalten.

Zivilisation ist ein kooperatives soziales Phänomen, das durch den natürlichen Zinssatz quantifiziert wird. Je niedriger der natürliche Zinssatz ist, desto länger sind die Zeithorizonte der Zivilisation und desto größer ist der gesamte Bereich der zwischenmenschlichen Rücksichtnahme. Diese intertemporale Beziehung zwischen den Individuen manifestiert sich in den drei Grundsätzen des Naturrechts: Leben, Freiheit und Eigentum.

Leben, Freiheit und Eigentum existieren nicht, weil Menschen Gesetze erschaffen haben. Ganz im Gegenteil, gerade weil Leben, Freiheit und Eigentum davor existierten, wurden die Menschen überhaupt erst dazu gebracht, Gesetze zu machen. – Frederic Bastiat

Leben, Freiheit und Eigentum

Leben, Freiheit und Eigentum beziehen sich auf die persönlichen Freiheiten in der Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. Deine Zukunft ist dein Leben. Wenn du ermordet oder getötet wirst, verlierst du deine zukünftige Freiheit. Deine Gegenwart ist deine Freiheit. Wenn du inhaftiert oder anderweitig gezwungen wirst, verlierst du deine Freiheit in der Gegenwart. Deine Vergangenheit ist dein Eigentum. Wenn dein Eigentum verletzt wird, verlierst du die Früchte deiner vergangenen Freiheiten.

Eigentum im traditionellen Sinne von persönlichem Besitz ist ein Produkt aus der Verbindung von Leben und Freiheit mit den produktiven Faktoren der Natur. Eigentum ist die eigene Beziehung zu den eigenen „Früchten der Arbeit“. Eigentum ist eine natürliche Erweiterung des individuellen Selbsteigentums. Jeder von uns ist sein eigenes, ganz persönliches Eigentum, und die Dinge, die wir durch den Ausdruck unseres Selbsteigentums gerecht erwerben, werden zu unserem rechtmäßigen Eigentum. Zum „rechtmäßigen Erwerb“ gehören die Herstellung, die Selbstversorgung und der freie Austausch. Rothbard führt das am Beispiel von Robin Crusoe aus, der allein auf einer Insel lebt:

„Wenn Crusoe auf einer großen Insel landet, kann er großspurig verkünden, dass ihm die ganze Insel gehört. Tatsächlich gehört ihm aber nur der Teil, den er besiedelt und nutzbar macht… Die einzige Voraussetzung ist, dass das Land einmal nutzbar gemacht wird und damit zum Eigentum desjenigen wird, der seine Arbeit mit dem Land vermischt und ihm den Stempel seiner persönlichen Energie aufgedrückt hat.“

Obwohl das individuelle Selbsteigentum unveräußerlich ist, ist rechtmäßig erworbenes Eigentum veräußerlich. Mit anderen Worten: Es ist nicht möglich, sein Selbsteigentum zu veräußern, aber es ist möglich, die Produkte, die du hergestellt, geerntet oder erhalten hast, im freien Handel mit Personen zu tauschen, die ebenfalls Eigner ihrer selbst sind. Das Eigentum – und damit der axiomatische Ursprung des individuellen Selbsteigentums – ist die Grundlage für alle Menschenrechte. Wie Ayn Rand in Die Tugend des Egoismus schreibt:

„Das Recht auf Leben ist die Quelle aller Rechte – und das Recht auf Eigentum ist ihre einzige Umsetzung. Ohne Eigentumsrechte sind keine anderen Rechte möglich. Da der Mensch sein Leben durch eigene Anstrengung erhalten muss, hat derjenige, der kein Recht auf das Produkt seiner Anstrengung hat, keine Möglichkeit, sein Leben zu erhalten. Der Mensch, der produziert, während andere über sein Produkt verfügen, ist ein Sklave.“

Die Unfähigkeit, die Gewinne der eigenen vergangenen Freiheiten anzuhäufen, schränkt den Individualismus ein. Welchen Sinn hat es, zu arbeiten, wenn man die Früchte seiner Arbeit nicht über die Zeit hinweg bewahren kann? Eigentum beinhaltet sowohl das Recht, die Früchte der Arbeit zu genießen, als auch die Pflicht, für die vielen Produkte zu sorgen, die durch und für den Menschen entstehen. Rechte und Pflichten sind zwei Seiten derselben Medaille: Du hast vielleicht ein Recht auf eine warme Mahlzeit pro Tag, aber wer ist der Koch, der sie zubereiten soll? Die Menschen, die die intertemporalen Freiheiten des Selbsteigentums – ausgedrückt als Leben, Freiheit und Eigentum – ausüben, bestimmen das empfindliche Gleichgewicht von Rechten und Pflichten in unserer Welt.

Die Wahrung der Eigentumsrechte ist die einzige Möglichkeit, die Zivilisation vor Korruption und systemischer Verwesung zu schützen. Die Verletzung von Eigentumsrechten – sei es durch Inflationierung von Fiatwährungen, Besteuerung oder Regulierung in jeglicher Form – ist ein garantierter Weg zum Zusammenbruch der Zivilisation. Unverletzliches Eigentum ist daher die einzige denkbare Grundlage für eine wirklich freie und nachhaltige Zivilisation. Als Produkt vergangener Freiheiten bewahrt und stärkt das Eigentum die gegenwärtigen und zukünftigen Freiheiten. Axiomatisch verwurzelt in der unbestreitbaren Realität des individuellen Selbsteigentums, ist Eigentum ein Verstärker von Freiheit und Leben. Eigentum, das nicht angetastet werden kann, verbessert die gegenwärtigen und zukünftigen Freiheiten der Menschen.
Eine Zivilisation, die auf der einfachen Wahrheit des individuellen Selbsteigentums basiert, maximiert die Freiheit. Wenn die Freiheit maximiert wird, wird auch der geschaffene Gesamtwohlstand erhöht. Indem wir uns einfach an die Grundsätze des Naturrechts halten, d. h. die Freiheiten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft respektieren, können die Menschen wirtschaftliche Knappheit maximal abmildern und die Chancengleichheit des Einzelnen optimieren. Der Maximalismus der Freiheit ist eine unkomplizierte Philosophie, die, wenn sie strikt befolgt wird, die wirtschaftliche und ethische Bereicherung der Menschen optimiert. Angesichts des Egoismus der menschlichen Natur scheint es, dass der Freiheitsmaximalismus ohne jenes unverletzbare Eigentum, das Satoshi Nakamoto der Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts geschenkt hat, niemals möglich wäre. Als höchste Manifestation des Naturrechts ist Bitcoin das Gerüst, das notwendig ist, um höhere Stufen der menschlichen Zivilisation zu erreichen. Alle Gegenargumente gegen diesen paradigmatischen Phasenwechsel sind selbstentkräftende Angriffe auf die unbestreitbare Realität des individuellen Selbsteigentums.

Der Maximalismus der Freiheit ist der einzige Weg, das menschliche Potenzial voll auszuschöpfen.

Dies ist ein Beitrag von Robert Breedlove auf seinem Blog. Die geäußerten Meinungen sind ausschließlich seine eigenen und spiegeln nicht notwendigerweise die von Aprycot Media wider.

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