Bitcoin Informations-Theorie: B.I.T.

Entropie, ein natürliches Phänomen, ist eng mit monetärer und informationeller Energie verbunden – Bitcoin als Information ist dabei eine Reduktion von Entropie.


Aus dem Original „Bitcoin Information Theory: B.I.T“ von Aaron Segal. Übersetzt von Christian, Lektorat von Juniormind.


Als Buckminster Fuller von einem 12-jährigen Jungen gefragt wurde, was er vorschlagen würde, um internationale Probleme ohne Gewalt zu lösen, antwortete er:

Ich versuche immer, Probleme durch irgendein Artefakt, also ein Werkzeug oder eine Erfindung zu lösen, welches das, was die Menschen bislang tun mussten überflüssig macht, so dass es dieses bestimmte Problem nicht mehr gibt. Meine Antwort wäre die Entwicklung eines weltweiten Energienetzes, eines Stromnetzes, bei dem alle an dasselbe Netz angeschlossen sind. Plötzlich gäbe es keine Probleme mehr, keine internationalen Konflikte. Unsere neue ökonomische Basis wären dann nicht mehr Gold oder Dollar, sondern Kilowattstunden.

Das obige Zitat des vorausschauenden Buckminster Fuller aus dem Jahr 1983 bezog sich auf seine inzwischen berühmte Prognose des „Kilowatt-Dollars“, etwas, das er bereits 1969 zum ersten Mal diskutierte (drei Jahre bevor Nixon den Goldstandard aufhob). Während Mr. Fuller sich auf eine theoretische, auf Energie basierte Geldeinheit bezog, konnte er damals noch nicht wissen, dass er in Wirklichkeit über Bitcoin sprach.

Geld: Unsere grundlegendste Einheit der sozialen Informationstechnologie

  • In einer freien Marktwirtschaft ist das mit Abstand größte Informationsnetzwerk der Preis, der selbst eine intersubjektive Vereinbarung von Werten ist. Geld ist die Abstraktion dieses Wertes.
  • Der „Schelling-Punkt“ für die Mitglieder einer Gesellschaft ist immer dasjenige Geld, das diese Preisinformation gerade am besten übertragen kann. Dies ist der Punkt, wohin das Geld „möchte“.
  • Geld ist also der Vermittler unserer Kommunikation und dient der wirtschaftlichen Allokation von Ressourcen. Sämtliche Innovationen und gesellschaftliche Fortschritte resultieren aus dieser Kommunikation. Es ist vielleicht das elementarste und folgenreichste soziale Werkzeug, das wir haben, und es war wesentlich für die Fähigkeit unserer Spezies, erfolgreich zu wachsen (d. h. die Erde zu dominieren und hyper-exponentiell zu bevölkern).
  • Das Prinzip des Geldes, das zugleich vage und grandios ist, ist vielleicht deshalb so, weil es von Technokraten, Ökonomen und Politikern, die derzeit über unser Geldsystem mitsteuern, als selbstverständlich angesehen aber gleichzeitig abstrahiert und verschleiert wird.
  • Wichtig ist, dass Geld auch ein Instrument ist, um Unsicherheit und Risiko auf diejenigen zu übertragen, die bereit sind, diese Unsicherheit zu übernehmen. Dies ist eine der wichtigsten Formen, wie Geld als Information wirkt (über den Preis selbst hinaus), da der monetäre Transfer von Risiko und Ungewissheit unschätzbare “Häppchen” an Information durch Erfolg und Misserfolg aufzeigt. Mit diesen Einheiten an Volatilität baut es im Laufe der Zeit Anti-Fragilität im System auf. Ohne Geld gäbe es eben kein Maß für die Volatilität. Kein Mittel zur Bewertung von Erfolg oder Misserfolg und keine Motivation für ein solches risikoübertragendes Verhalten.
  • Genauer gesagt ist ein Medium der Risikotransformation notwendig für die Akkumulation von produktivem Kapital. Risikoträger und diejenigen, die über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen, einen neuen produktiven Kapitalstock aufzubauen, sind nicht zwangsläufig dieselben Personen. Diejenigen, die bereits über Vermögen verfügen, sind nicht unbedingt diejenigen, die am besten geeignet sind, einen weiteren Kapitalstock aufzubauen. Daher wird ein Marktplatz benötigt, der den Tausch von Risiken ermöglicht, um den Kapitalstock insgesamt aufzubauen. Geld ist dabei das Medium für solche Transaktionen.

Mit diesen fundamentalen und philosophischen Überlegungen im Hintergrund wollen wir nun untersuchen, wie Geld als Informationstechnologie der Schlüssel ist zum Verständnis der Verflechtung von Geld mit der Nutzbarmachung von Energie als Mittel zur Weiterentwicklung der Zivilisation. Eine solche Untersuchung hilft uns nicht nur dabei festzustellen, wie schädlich Fiat-Geld für den Prozess der Energie-Phasenübergänge sind, sondern sie hilft uns auch zu erkennen, wie unschätzbar wertvoll Bitcoin als Hilfsmittel ist, um uns aus dem sozioökonomischen Dilemma zu befreien, in dem wir uns derzeit befinden.

Oben: Die Kardashev-Skala – eine Theorie, die auf den russischen Astrophysiker Nicolai Kardashev zurückgeht und das Thema dieses Artikels betrifft, nämlich die Beziehung zwischen Technologie und Energie. Die Theorie besagt, dass man die verfügbare Energie, die eine Zivilisation nutzen kann kennen muss, um zu wissen, wie weit sie sich weiterentwickeln kann. Leider ist die Erde derzeit als Typ 0 definiert, also unfähig, die gesamte auf unserem Planeten verfügbare Energie zu nutzen, und damit nicht einmal auf der obigen Evolutionskarte zu finden. Bildquelle

Energie, monetäre Entropie und Informationsparität

Für den Zweck der folgenden Diskussion wollen wir Entropie in ihrer einfachsten Form definieren. Hohe Entropie ist ein Zustand hoher Unordnung, während niedrige Entropie ein Zustand hoher Ordnung ist.

Eine Entropie-Gleichgewichtshypothese

Eine Zunahme der thermodynamischen Entropie (TE) wird immer durch eine entsprechende Abnahme der Informationsentropie (IE) ausgeglichen, so dass:

TE = – IE

Wobei ein positiver Wert einer Zunahme der Entropie und ein negativer Wert einer Abnahme der Entropie entspricht.

Diese Hypothese ist im Wesentlichen eine Anpassung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, die ihn mit Konzepten aus der Informationstheorie kombiniert, um so eine Formel zu erstellen, die besser auf menschliche und wirtschaftliche Aktivitäten anwendbar ist. Es ist eine Umformulierung dieses Gesetzes, um die Beziehung zwischen Energie, Geld und Information besser zu verstehen. Sie ist einfach und symmetrisch.

Die Kraft von X

X ^ = das exponentielle Wachstum der technischen Innovation.

  • Die menschliche Produktivität besteht darin, dass wir unseren vorübergehenden und eher entropiearmen Zustand (unsere elegante Doppelhelix-förmige, organische und auf Kohlenstoff basierten Existenz) nehmen und diesen in einen Zustand mit höherer Entropie umwandeln. Dies erreichen wir indem wir Materie mit niedriger Entropieenergie verbrauchen, um mittels Arbeit Energie mit höherer Entropie zu erhalten.
  • Technische Innovationen ermöglicht es uns, Arbeit einfacher, schneller, besser und in größerer Menge bei gleichbleibendem Ressourcenverbrauch zu erledigen. Dies wird als Produktivität bezeichnet.

Nach der berühmten Informationstheorie von Claude Shannon:

… wenn Information [gleich] aufgelöste Ungewissheit ist, muss Entropie die Ungewissheit sein, die aufgelöst werden muss.

Kurz gefasst:

Information = reduzierte Entropie

Technologie wiederum ermöglicht die Skalierung von Information.

Lassen Sie uns dieses Konzept der Information (zumindest im Rahmen dieses Artikels), als unstrukturierte Daten, die in ein strukturiertes, geordnetes und mit weniger Unsicherheit behaftetes Format umgewandelt werden, eingehender betrachten.

So wie der erste Hauptsatz der Thermodynamik uns lehrt, dass Energie weder erzeugt noch zerstört werden kann, so besagt der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, dass die thermodynamische Entropie mit fortschreitender Zeit immer zunimmt. Das Gesetz sagt jedoch nichts über die Entropie aus, die in Information bzw. gesellschaftlichen Systemen wie z.B. der Marktwirtschaft enthalten ist. Folglich sagt der zweite Hauptsatz der Thermodynamik nichts über die Auswirkungen von menschlichen Erfindungsreichtums auf andere Formen der Entropie aus, also auch nicht hinsichtlich der Entropie von Information.

Angesichts dieser Erkenntnisse können wir die obige Formel weiter verfeinern als:

TEX = -IE

Allerdings ist diese Gleichung, so spartanisch sie auch ist, nicht vollständig, zumindest wenn man sie auf Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme anwendet. Wie bereits erwähnt sollten wir Geld, da es der vielleicht grundlegendste Bestandteil der Informationstechnologie und damit der Skalierung der Gesellschaft ist, in die Formel einbeziehen. Zusammen mit der exponentiellen Ordnung des technologischen Fortschritts ergibt sich folgende Formel:

(X-ME) ^

Wobei ME = Monetäre Entropie

Wir werden dabei die monetäre Entropie als die langfristige Inflationsrate des Geldes definieren. In Wahrheit wird monetäre Entropie von viel mehr als nur der monetären Inflation beeinflusst (wird weiter unten diskutiert), der Einfachheit halber wollen wir uns für den Augenblick mit dieser Definition begnügen.

Wir können die Hypothese nun umfassender formulieren als:

TE(x-me) = -ie

Die entscheidende Erkenntnis hinsichtlich des Paradigmenwechsels, der Bestandteil von Bitcoin ist, lautet: Fiat-Geld bedeutet eine Nettoerhöhung der Entropie.

Dies kann nicht genug betont werden und ist für die Ausgangshypothese dieses Artikels zwingend erforderlich. Eine solche Schlussfolgerung ergibt sich, obwohl Geld theoretisch eine Form von Information ist, die die Entropie reduzieren sollte. Allerdings ist Fiat-Geld leider nicht das Geld, wie es einmal angedacht worden war. Inflation, zentralisierte und somit willkürliche Kontrolle der Angebotsregeln (sowie Versuche, auch die Nachfrage über festgelegte risikofreie Zinssätze zu kontrollieren), globale Wechselkursvolatilität, wettbewerbsbedingte Abwertungen und Merkantilismus, Subventionen, auf freien Schulden basierte Zombie-Industrien, undurchsichtige und ungleichmäßige Steuererhebung sowie viele weitere Verhaltensweisen, all das führt zu einer Gesamtgleichung mit massiver Entropie in Fiat-Geld-Volkswirtschaften.

Wenn Geld in Fiatgeld denominiert ist, ist ME immer > 0 (und liegt oft weit über dieser Schwelle, vor allem im Zeitverlauf).

Wenn Geld in Bitcoin denominiert ist, ist ME immer = 0, Punkt. Keine Sternchen, keine Fußnoten.

Eine weitere wichtige Beobachtung, die durch die obige Formel herauskristallisiert wird, ist, dass mit zunehmender TE(X-ME) die eingebrachten Ressourcen eines Systems (z.B. Energieressourcen) größere Knappheit aufweisen.

Kyle Baranko schreibt,

Entropie bildet die Grundlage für Knappheit, weil der Mensch Energie nicht in die entgegengesetzte Richtung, von einem Zustand der Unordnung hin zur Ordnung, bewegen kann.

Wenn es dem Geld nicht erlaubt ist seine inhärente Fähigkeit, nämlich diese Knappheit aufzunehmen, müssen andere Ressourcen die entstandene Lücke füllen. Das erhöht die Kosten der Informationsproduktion, weil es immer weniger Quellen mit steigender thermodynamischer Entropie gibt, die in sinkende Informationsentropie umgewandelt werden können. Folglich erfährt das System einen Produktivitätsrückgang. Eine solche Umgebung beinhaltet auch versteckte Kosten wie externe Umwelteffekte und systemische Fragilität, die sich leicht zu chronischen Problemen verfestigen können und kaum mehr zu beheben sind.

Wenn ein Anstieg von TE^(X-ME) zu einer größeren thermodynamischen oder monetären Knappheit führt, bedeutet dies, dass der entsprechende Rückgang von IE zu einem größeren Angebot an strukturierten, geordneten Informationen führt (abnehmende Informationsentropie). Aufgrund des grundlegenden Gesetzes von Angebot und Nachfrage kann daher angenommen werden, dass Kosten für Informationen proportional sinken sollten.

Wenn Geld in Form von Bitcoin thermodynamische Entropie absorbieren kann, wird Geld gleichzeitig die steigende thermodynamische Entropie sowie die zunehmende Knappheit aufnehmen. So kommen wir zu einem weiteren „mathematischen“ Phänomen, das als NgU bezeichnet wird, oder umgangssprachlich als „number go up“ bekannt ist. Dadurch könnten wir zu dieser Betrachtung gelangen: Wachstum ≠ Anstieg Bruttoinlandsprodukt (BIP); BIP-Wachstum ≠ mehr Konsum.

Der größte Faktor, der zum BIP beiträgt, ist der Konsum. Sein Anteil ist seit der Finanzialisierung unserer Wirtschaft nach Auflösung des Bretton Woods Abkommens von 1971 erheblich gestiegen. Dieser Anstiege ist bedingt durch exponentielles Wachstum des Geldes und der Schulden, der anschließenden Bildung des Fiat-Standards sowie des globalen USD-Petrodollar-Währungssystems. Dieser Trend wird nach jedem Schuldenschock nur noch weiter verstärkt und zwingt zu immer mehr Konsum bei weiter  steigendem Verschuldungsniveau. Bei jedem neuen Schuldenzyklus werden immer mehr Schulden nötig, um den gesamtwirtschaftlichen Zustand zu stabilisieren. Dies ist in der untenstehenden Grafik deutlich zu erkennen, sowohl am Ausgangspunkt in den frühen 1970er Jahren, seit der Großen Finanzkrise (GFC) und in jüngerer Zeit seit Beginn der COVID-19-Pandemie.

Konsum in nominalen US-Dollars als Prozentsatz des US-BIP.
Quelle: Bloomberg-Daten

Dies ist ein sicherer Weg in die Katastrophe. Es ist definitionsgemäß nicht möglich, dass der Konsum bis in alle Ewigkeit in diesem Ausmaß wächst, da 1) die thermodynamischen Ressourcen begrenzt sind und, was vielleicht noch wichtiger ist, 2) genau diese Ressourcen ineffizient allokiert bzw. verschwendet werden. Die fehlgeleitete Ressourcenallokation wird durch eine inflationäre Geldpolitik bewirkt, die es der Wirtschaft nicht erlaubt, auf natürliche Weise in eine Gesellschaft mit geringerem Konsum überzugehen. Dieser Übergang hätte aus einer reduzierten Informationsentropie resultieren können. Ein nachhaltiger Weg erfordert eine Neudefinition von Wachstum, weg von Konzepten, die einen erhöhten Konsum erfordern (Menge der produzierten Güter und Dienstleistungen, Lohnwachstum, Arbeitszeit, Vermögensinflation/Vermögenseffekte usw.), hin zu einem nachhaltigen Wachstum unseres Wohlstands durch die natürliche Evolution von Energie, Information und Geld.

Wachstum = informationelle Entropie = mehr Zeit, niedrigere Zeitpräferenz

Die obige Gleichung hilft uns, einen Rahmen für eine solche Dynamik zu visualisieren und zeigt, wie Bitcoin als Basisschicht bzw. Fundament mit einer monetären Entropie von Null dazu beitragen kann, uns den Weg in diese bessere Zukunft zu weisen.

Geld ≠ Wert

Stattdessen ist es eine Messgröße von Werten, die in einer Volkswirtschaft geschaffen werden. Gutes Geld ist also eher eine Information. Es informiert uns über unseren Fortschritt. Schlechtes Geld blendet und leitet uns auf ausgemergelte, unbefestigte Wege.

Inflation ist ≠ Verbraucherpreisindex (VPI)

Inflation ist nicht der Anstieg der Benzinpreise. Es sind nicht die Holzpreise, die steigen. Es ist auch nicht der Preis für einen Big Mac oder Ihre Stromrechnung. Es ist nicht einmal der Wert Ihres Hauses, der steigt.

Die umfassendste Definition für Inflation ist im Grunde genommen die Entwertung des Geldes gegenüber eines anderen geschaffenen Wertes.

Inflationäre Geldsysteme verschleiern den Wert, der durch gesellschaftliche Produktivität geschaffen wird. Diese einfache Aussage kann nicht überbewertet werden. Seit den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts haben wir fälschlicherweise Inflation als eine prinzipielle Notwendigkeit in sämtlichen freien Märkten akzeptiert. Sie ist aber nicht der natürliche wirtschaftliche Zustand, und in einem längeren historischen Kontext ist sie sogar ein ziemlich neues Phänomen (siehe Gibsons Paradoxon). Das Gegenteil ist der Fall, wenn es um den natürlichen Zustand des menschlichen Fortschritts sowie des Kapitalismus der freien Marktwirtschaft geht. Sobald man dieses Problem wirklich begreift und den Wert einer absoluten Knappheit, die verifizierbar, unveränderlich und zensurresistent über Zeit und Raum hinweg und staatenlos (dem freien Markt zugehörig) ist, zu schätzen weiß, so wird einem plötzlich klar, um was für eine unglaubliche Erfindung es sich hier handelt. Das ist der Kaninchenbau, der Bitcoin ist. Der Begriff ist subtil, aber wenn man ihn einmal verstanden hat, wird das Verlangen, kopfüber in diesen Kaninchenbau mit seinen unzähligen gesellschaftlichen Revolutionen einzutauchen, zu einer unausweichlichen Reise.

„Man ändert nie etwas, indem man die bestehende Realität bekämpft. Um etwas zu verändern, baue ein neues Modell, das das bestehende Modell obsolet macht.“ – Buckminster Fuller

Bitcoin = ein Spiegel 

Ein deflationäres Geldsystem mit absolut hartem Geld fungiert als Spiegel für die Wertschöpfung. Es ist ein Kompass, der uns auf den Pfad einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung führt. Wert wird dabei durch menschlichen Einfallsreichtum, ökologische Notwendigkeiten und wachsende Produktivität, welche durch Anhäufung kollektiven Wissens entsteht, geschaffen. Diese Kräfte werden häufig als Technologie oder Innovation bezeichnet und schaffen dadurch Wert, dass sie die Informationsentropie verringern. Anders ausgedrückt: Sämtliche Produktivität wird durch Technologie ermöglicht und aller technologischer Fortschritt wirkt auf einer fundamentalen Ebene deflationär. Allerdings nur, solange Geld eine Konstante in der Gleichung bleibt.

Wenn das Geld jedoch inflationiert wird, verlieren wir unseren Maßstab für die Wertermittlung. Das wäre so, als würde man den sprichwörtlichen Zollstock benutzen, der ständig neu definiert, wieviel ein Meter ist: Zunächst misst ein Tisch zwei Meter; aber dann kreiert ein Zollstock neue Einheiten und plötzlich hat dieser Tisch eine Länge von vier Metern. Der Tisch ist nicht gewachsen. Die Maßeinheit ist geschrumpft. Ein Wertaufbewahrungsmittel ist genau das, wonach es sich anhört. Er speichert die gesamte geschaffene Produktivität und Arbeit. Wenn mehr Wert geschaffen wird mit einem harten, soliden Geld, dann hat dieses Geld per Definition mehr Kaufkraft und speichert einen immer größeren Wert. Wenn stattdessen Werte durch Geldmengenmanipulation vernichtet werden, dann werden die Menschen unweigerlich versuchen, ihre erbrachte Arbeit anderweitig zu speichern. Geld muss also zunächst ein Wertaufbewahrungsmittel sein, bevor es zu einem Tauschmittel werden kann. Deflation ist dabei ein Maß für den Erfolg bei der Schaffung von wirtschaftlichem Wert, da Innovation mehr für weniger kreiert. Wenn die Preise um 5 % pro Jahr sinken ist das ein viel größerer Ausdruck von Wertschöpfung als unsere derzeitigen Maße, die nahezu pervers invertiert sind, wie z.B. das „reale BIP“. Wenn Sie Dollars drucken und dann den in eben diesen Dollars geschaffenen Wert zählen, welche Aussagekraft hat das eigentlich? Was wäre, wenn Sie stattdessen die Menge der geschaffenen Güter und Dienstleistungen im Vergleich zu den neu geschaffenen Dollar berechnen könnten? Würde uns das nicht viel mehr sagen?

Schlussfolgerung

Wir leben in einer Zeit unglaublichen technologischen Fortschritts mit zunehmend exponentiellen Wachstumskurven. Dies führt eigentlich zu einer Unmenge an Informationsproduktion. Diese wird jedoch verwässert und oft vollständig negiert durch die Perversion des Fiat-Geldsystems.

Wenn technologische Produktivität das Potenzial hat, den Informationsentropie-Ausstoß pro thermodynamischer Einheit zugeführter Entropie zu verringern, dann ist dies die wahre Definition von Wohlstand und Fülle. Mehr für weniger! Fiat raubt uns nicht nur diesen Wohlstand, sondern trägt auch zur entropischen Dissipation bei, die unser Ökosystem verschmutzt und es immer fragiler macht. Ja, wir sprechen hier von einem „Ökosystem“. Ein Wort das sonst häufig mit dem Begriff der Ökologie in Verbindung gebracht wird, ist nicht zufällig aus dem Wort für „Ökonomie“ gebildet (das Wort Ökonomie hat seine etymologischen Wurzeln im griechischen Wort für „Verteilung des Haushalts“). Thermodynamische Systeme sind untrennbar mit Systemen menschlicher Produktivität (Information) verbunden.

Mit dem trivialen Axiom „Bitcoin löst dieses Problem“ zu schließen wird der Lösung, die Bitcoin anbietet, nicht einmal ansatzweise gerecht. Bitcoin adressiert dieses Problem wie Aschenputtels Pantoffel. Es ist in diesem Fall eine perfekte Passform bzw. eine perfekte Lösung. Nicht nur, dass das Bitcoin-Netzwerk von Natur aus hochgradig ungeordnete Informationen nimmt und diese asymmetrisch (durch Kryptographie) ordnet, wie der Bitcoiner Gigi in seinem Artikel Bitcoin’s Eternal Struggle eloquent darlegt. Sondern auch da Bitcoin (das Geld) mit seinen Eigenschaften der absoluten Knappheit, dem dezentralen Konsens, dem unveränderlich programmierten Angebot sowie der regelbasierten und anti-fragilen Anreizstruktur, das Spiel komplett neu strukturiert. Jede dieser Eigenschaften für sich allein würde das Spiel verändern, da sie alle intensiv zur Verringerung der Informationsentropie beitragen, besonders verglichen mit Fiat. Das Zusammenspiel aller Eigenschaften schafft eine synergetische Reduktion der Entropie, diese ist vielleicht sogar exponentieller als die kambrische Explosion von Informationen, die durch den heutigen technologischen Fortschritt produziert wird.

Es wird ein großer Tag, vielleicht eine Art großer Filter sein, wenn die Schiffe des Geldes mit anderen Technologien in der selben Strömung segeln können.


Dies ist ein Gastbeitrag von Aaron Segal. Die geäußerten Meinungen sind vollständig seine eigenen und spiegeln nicht unbedingt die von Aprycot Media oder dem Bitcoin Magazine wider.

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